Es ist mal wieder an der Zeit zu erzählen, wie es mir so geht, und was ich so erlebt habe. Es ist nun schon eine Weile her, daß ich von Isny nach Nabern umgezogen bin. Hier habe ich mit meiner Diplomarbeit begonnen. Das war am 15.3.2000, und mittlerweile habe ich den ersten Praxisschock überwunden. Aber von dem, was ich da mache gibt es nicht so viel zu erzählen. Ich arbeite an einer Schaltung, die Daten über eine Brennstoffzelle (u.a. Temperaturen) aufzeichnet. Es gibt Tage an denen ich nicht recht voran komme, und an denen es wenig Spaß macht, aber diese sind zum Glück recht selten. Meistens genieße ich die Tatsache, daß ich mich nun ganz auf eine Aufgabe konzentrieren kann und gute Chancen habe, daß dabei wirklich etwas sinnvolles entsteht.

Möglicherweise Walzer

Viel wichtiger aber ist für mich, daß ich jetzt nahe von Stuttgart lebe, und es durchaus möglich ist am Samstag abend dort ins Theater zu gehen. Und auch hat sich die Distanz zu meiner Geliebten auf 4 h verringert. So sind [ex] und ich oft übers Wochenende zusammen. Daraus folgt logische Weise, daß und ich jetzt schon 2 mal in Stuttgart im Theater waren. Einmal haben wir eine sehr gute Aufführung von Brechts »Mutter Courage« gesehen und das andere Mal ein moderne aber dennoch fast klassische Inszenierung von »Oedipus«. Mittlerweile konnte ich mit meiner Theaterleidenschaft anstecken, und wir werden wohl öfter im Theater als im Kino sein.

Aber die Realität des - fast schon - Arbeitslebens verändert doch auch sehr meine Leben. Ich muß erst noch lernen meine Zeit sinnvoll einzuteilen, denn es gibt 4 große Blöcke, die ich gleichberechtigt sehen möchte: Arbeit (die mir durchaus Spaß macht), [ex] (mit der ich auch viel Kultur genießen möchte), Lesen (Zeitungen gleichermaßen wie Bücher), Briefe schreiben (denn Kontakte sind mein Lebenselixier). In den letzen Wochen sind gerade diese Briefkontakte zu kurz gekommen. So versuche ich mit diesem Bericht einen neuen Anfang.

Und zu Berichten gibt es einiges. Ich möchte mit den Osterferien beginnen. Es waren richtige Osterferien, auch wenn ich nur die Ostertage selbst frei hatte. Diese verbrachten und ich gemeinsam in Kiebingen - einem kleinen Kaff zwischen Rottenburg und Tübingen am Neckar gelegen. Dort hütete Mutti das Haus Ihres Cousins, der mit seiner Frau in Südafrika war. Der Hund mußte versorgt werden, und auch meine Cousinen (2. Grades) waren zeitweise zu Hause.

Das Wochenende zuvor hatte mich Mutti schon hier in Nabern besucht, und wir hatten eine sehr schön Zeit zusammen. Zum Glück ist mein Zimmer hier groß genug, daß ich ohne Probleme jederzeit einen Gast unterbringen kann. Und in Kiebingen war im großen Haus natürlich auch reichlich Platz für uns alle.

Am Gründonnerstag Abend noch - [ex] war nur wenige Minuten nach mir angekommen - wanderten wir die 5 km nach Rottenburg und gingen in einen Gottesdienst. Der war recht amüsant, da der Pastor die Gemeinde irgendwie wie Kleinkinder behandelte. Aber am meisten mußten wir über einen Satz in seiner Predigt lachen. Er schilderte gerade, daß wir nie allein sind: »... wenn wir arbeiten, arbeiten wir miteinander; wenn wir essen, essen wir miteinander; und selbst wenn wir schlafen, schlafen wir [kleine Pause] nahe beieinander.« Mutti schaute zu mir und , und wir mußten uns alle 3 zusammen reißen nicht laut loszulachen.

Wenn bei mir in Nabern war, hatte sie fleißig fahrradfahren geübt, und so konnten wir am Karfreitag mit den Rädern zu einer unheimlich katholischen Messe zur Sterbestunde Christi (15 Uhr) fahren. Auf dem Rückweg hatte [ex] dann lust den letzten Kilometer zu laufen, und so ließen wir uns für die kurze Strecke sehr viel Zeit und standen eine lange Zeit - die Fahrräder neben uns - einfach eng umschlungen da. Ich genieße es immer wieder einfach nur mit [ex] zusammen zu sein...

Am Abend machten wir dann noch zu Dritt einen längeren Spaziergang durch die liebliche Umgebung, in der alle Obstbäume blühten. Das Wetter hielt alle Versprechen und auch der nächste Tag war wunderschön. wir fuhren schon zeitig mit dem Zug nach Tübingen, besichtigen das Schloß und wanderten durch die Altstadt. Wir hatten sehr viel Spaß zusammen. Mutti kaufte sich dann noch einen sehr schönen Rock, und für [ex] fand ich in einem Antiquariat endlich »Der gute Mensch von Sezuan«. Das Buch wollte ich ihr schon lange schenken, denn irgendwann hatte ich [ex] mal »meine kleine Chen-Te« genannt, und wußte nicht, was ich damit meinte.

Wir haben dann auch noch das Kloster und Schloß von Bebenhausen besichtigt. Diese noch vollständig erhaltene und bis zur Mitte des 20. Jh. bewohnte Anlage war recht interessant. Nachdem Abendbrot haben [ex] und ich dann noch zu zweit einen Spaziergang gemacht, bevor wir bei sehr schönem Pfirsich-Likör einige unsere vielen Oster-CDs hörten. Mit insgesamt 4 neuen CDs war Musik der verschiedensten Richtungen die ganze Osterzeit zu hören.

Zum Osteronntag gehört neben einem Osterfrühstück natürlich auch ein Ostergottesdienst. Wieder sind wir mit dem Fahrrad nach Rottenburg gefahren. Und nach einem sehr guten Mittagessen auf der Terrasse in der Sonne lernten wir das Spiel »Siedler« kennen. Prisca (eine meiner Cosinen) war die einzige, die es schon einmal gespielt hatte. Es ist wirklich ein sehr anspruchsvolles und komplexes Spiel. [ex] und ich haben auf jeden Fall beschlossen, das wir später auf jeden Fall eher mit Freunden Gesellschaftsspiele machen wollen, als mit ihnen Fern zu sehen.

Die Liebenden

Der Ostermontag war dann schon unser letzter Tag in Kiebingen, denn am Dienstag mußte ich ja wieder arbeiten. Nachdem wir ausgeschlafen haben, sind wir zusammen mit Prisca zum Mittagessen nach Rottenburg gefahren. Bei einem Chinesen hatten wir solch ein tolles Menü, daß wir aßen, bis wir fast platzten. Als wir wieder zurück waren spielten wir noch einmal »Siedler« - jetzt schon fast wie die Profies.

ist dann mit mir gemeinsam nach Nabern gekommen. Das war für mich die schönste Osterüberraschung! [ex] hatte ja noch die gesamte nächste Woche Ferien, und so wurde ich eine Woche lang zu Hause erwartet, wenn ich von der Arbeit kam. Es war eine sehr schöne Zeit. Jeden Abend waren [ex] und ich noch draußen, haben kleine Radtouren oder Spaziergänge gemacht. Und an dem Abend, an dem wir genau 22 Monate zusammen waren, habe ich ein ganz besonderes Geschenk gemacht: Schon in Isny hatte ich Karten für das Konzert der Toten Hosen in Stuttgart gekauft, und die habe ich [ex] geschenkt. [ex] war absolut sprachlos über dieses Geschenk.

Freitagvormittag fuhr [ex] zu ihrer Freundin Meltem nach Wangen. Aber zuvor machten wir uns einen ganz geruhsamen Vormittag. Ich hatte beschlossen erst zur Arbeit zu gehen, nachdem [ex] abgefahren war. Auch mich hatte Meltem kurzfristig eingeladen, aber ich hatte bereits Mutti gesagt, daß ich sie noch einmal in Kiebingen besuchen würde. Aber ich entschloß mich spontan doch noch von Sonntag Abend bis Montag (am 1. Mai hatte ich natürlich auch frei) nach Wangen zu kommen. Mit Mutti machte ich am Samstag eine schöne Radtour nach Reutlingen, und am Sonntag Abend, war ich dann wieder mit [ex] zusammen. Wir machten uns einen schönen Abend mit einem sehr schönen großen Essen.

Am 1. Mai schliefen wir richtig aus und Frühstückten um 1 Uhr Mittags. Als [ex] und ich um 3 Uhr am Bahnhof waren, entschieden wir uns doch erst die letzte mögliche Verbindung nach Freiburg bzw. Nabern zu nehmen. So hatten wir noch fast 3 Stunden für uns. Wir spazierten durch die schöne Innenstadt von Wangen, aßen Eis und saßen auf einer Bank und erzählten. Diese Stunden zu zweit genießen wir immer sehr.

Die Rückfahrt war für uns beide nicht ganz so einfach, denn unsere beiden Züge hatten so viel Verspätung, daß wir erst sehr viel später als geplant an unseren Zielen ankamen. Ich traf unterwegs noch eine junge Frau aus Somalia, die noch sehr viel weiter wollte. Sie war erst 29, hatte aber schon 4 Kinder und war schon wieder Schwanger. Sie hatte eines Ihrer Kinder besucht, das auf Kur war. Ich half ihr damit sie mit einem ICE fahren durfte und somit doch noch Ihre weiteren Anschlüsse erreichte. Ich kam auch eine Stunde verspätet in Plochingen an, und ließ mich dort von Herrn Hansen abholen, da ich nicht wußte, ob es von Kirchheim noch einen Bus nach Nabern gegeben hätte.

Das Konzert der Toten Hosen ist das nächste Ereignis, von dem ich noch erzählen möchte. Aber von dem Konzert am Samstag (den 13.5.2000) kann ich nicht erzählen, ohne meinen Unfall am Freitag davor zu erwähnen. Ich hatte etwas früher Schluß gemacht, um noch etwas einzukaufen, bevor ich um 18 Uhr in Kirchheim vom Zug abholen wollte. Auf dem Weg zum ALDI aber kam mein Beutel ins Vorderrad und blockierte es. So flog ich mit vollem Schwung über den Lenker. Ich hatte großes Glück, denn ich konnte mich noch mit den Händen abfangen und schlug mit nun abgeschwächter Wucht mit dem Kinn auf. Mein Fahrrad folgte mir und landete auf mir. Das ich zu dem Zeitpunkt auf dem Bürgersteig fuhr war ein weiterer glücklicher Umstand. Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, stelle ich fest, daß ich noch alle Glieder bewegen kann, und auch mein Fahrrad noch fast intakt war.

Bei einer nahegelegenen Tankstelle wusch ich Hände und Kinn und stellte fest, daß ich ein Pflaster für mein Kinn bräuchte. So ging ich zur nächsten Apotheke, wo ich ganz lieb versorgt wurde. So wieder leidlich hergestellt, kaufte ich doch noch fürs Wochenende ein und war so gar pünktlich auf dem Bahnsteig, um abzuholen. Die war natürlich ganz schön erschrocken, daß ich so lädiert aussah. Aber der Spaziergang nach Nabern tat mir gut und auch am Abend ging es mir erstaunlich gut, nachdem ich mir selbst ein geprelltes Knie, eine Platzwunde am Kinn, eine leichte Gehirnerschütterung und einen kleinen Schock diagnostiziert hatte.

In der Nacht aber holte mich der Schock doch noch wieder ein. Nachdem ich etwas getrunken hatte und zur Toilette mußte, kollabierte mein Kreislauf. Noch nie zuvor hatte ich erlebt, was es heißt daß einen »Schwarz vor Augen« wird, und einem der kalte Schweiß ausbricht. So mußte ich [ex] rufen, die mich festhalten mußte, bis ich wieder stark genug war zurück bis zum Bett zu kommen. Aber als wir am nächsten Morgen ausgeschlafen hatten ging es mir wieder so gut, daß ich auf jeden Fall mit [ex] zum Konzert der »Toten Hosen« gehen wollte.

unsterblich

Nach dem Mittagessen schon fuhren wir nach Stuttgart, spazierten gemütlich von Bad Cannstatt zur Schleyer-Halle. Dort hatten wir noch 3 h Zeit bis zum Einlaß. Da wir so zeitig da waren, standen wir dann auch nur 5 m von der Bühne entfernt. Dort blieben wir aber nur während der Vorband. Danach wurde es da vorne einfach zu wild! So eine Geschiebe und Gedränge habe ich noch bei keinem Konzert zuvor erlebt. Überhaupt sind die Toten Hosen im Konzert viel mehr eine Pank-Rock-Band als auf ihren CDs. So flüchteten wir etwas weiter von der Bühne weg an den Rand des Innenraums. Dort aber erlebten wir ein sehr schönes Konzert, von dem vor allem auch [ex] absolut begeistert war. Die Toten Hosen hatten pünktlich um 21 Uhr begonnen und um kurz vor Halb 11 war auch die letzte Zugabe vorbei.

Bis zu unserer letzten Verbindung nach Nabern um 0:50 Uhr hatten wir noch genug Zeit um bei Burger King etwas zu essen. Absolut fix und fertig - aber glücklich - waren wir um 2 Uhr wieder zu Hause, und schliefen am Sonntag richtig aus. Der Sonntag war sehr erholsam und wir genossen es zusammen zu sein. [ex] nahm dann den Zug um 17 Uhr ab Kirchheim, um nicht zu spät zu Hause zu sein.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Es gibt jetzt eine richtige Homepage von uns (C plus Christof): unter http://www.CplusC.de kann jetzt also jeder etwas über uns finden. Noch ist es sehr wenig, aber es wird mit der Zeit bestimmt mehr werden. Und auch wenn es mir noch immer etwas unvorstellbar scheint, muß ich mir bald sehr konkret Gedanken machen, wo ich mich für eine erste Stelle bewerben möchte, und zuvor wollen [ex] und ich ja in Bad Cannstatt eine gemeinsame Wohnung beziehen.

Ich hoffe, ich werde es in den nächsten Wochen auch wieder schaffen Briefe etwas schneller zu beantworten und zu Geburtstagen pünktlich zu schreiben. Aber außerdem möchte ich diesen Sommer noch ein wenig genießen. Ich habe mir vorgenommen jede Woche 2 mal ein Stündchen schwimmen zu gehen, damit ich etwas Ausgleich für meine ganze überwiegend sitzende Tätigkeit finde. Die ersten Male taten mir schon sehr gut.

Bis zum nächsten Mal dann alles Gute, schaut mal bei www.CplusC.de vorbei und schreibt mal wieder!

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