2001 - ein volles Jahr

Der Kreis des Jahres hat seinen tiefsten Punkt durchschritten, und es geht wieder dem Sommer entgegen. Heute - es ist Montag der 4. Februar 2002 - war zum ersten Mal in diesem Jahr ein Streifen am östlichen Horizont rot gefärbt, um den neuen Tag anzukündigen, als ich um 7:25 Uhr mit dem Bus zum Industriegebiet fuhr. Und gestern war es so schön warm, dass [ex] und ich auf dem Balkon unser Frühstück genießen konnten. Es war schon fast ein sommerlicher Tag - und das im Februar; so sommerlich, dass ich nachmittags in kurzer Hose spazieren ging.

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Die Zeit vergeht schnell. Aber es ist vielleicht gar nicht die Zeit, die so schnell vergeht, sondern vielmehr mein Unvermögen sie richtig zu genießen - und vor allem all das, was ich erlebe auch in mich auf zu nehmen. So trage ich noch immer den Kalender von 2001 mit mir, auch wenn ich schon lange keinen Blick mehr hinein geworfen habe. Er ist die schmerzende Erinnerung an all das Schöne, was ich im letzten Jahr erlebt habe, und das noch immer darauf wartet, ordentlich in den Setzkasten meines Lebens eingeräumt zu werden.

So möchte ich also beginnen zu erzählen, was im letzten Jahr alles los war - und es war sehr viel. Das Schönste war unser Wanderurlaub in Wales, das wichtigste der Kauf einer Wohnung für [ex] und mich, und natürlich das, womit ich den größten Teil meiner Zeit zugebracht habe - meine Arbeit.

Arbeiten in 2001

Die erste Hälfte des Jahres habe ich an Projekten in Frankfurt gearbeitet. Das Hotel "Carlton" - auf halbem Weg vom Bahnhof zur Geschäftstelle in Frankfurt - war mir schon zum 2. zu Hause geworden, und auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen machte mir viel Spaß. Ich denke, ich verzichte darauf im einzelnen zu erzählen, was ich dort gemacht habe. Nur so viel: Bis etwa Ende Januar habe ich noch an der Entwicklung eines Internetshops mitgearbeitet, und als nächstes war ich bei einem Projekt dabei, in dem ein elektronisches Touristenkarten-System entwickelt werden sollte. Beides waren Projekte, in denen ich mit Kollegen zusammenarbeiten konnte und viele neue Erfahrungen gesammelt habe.

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Nach dem Sommerurlaub (seit September 2001) habe ich mein eigenes Projekt hier in Stuttgart bekommen. Wie fast alle Menschen in Stuttgart - so zumindest das Vorurteil - bin ich jetzt beim Daimler angestellt. Die DaimlerChrysler Bank verwaltet alle Fahrzeuge der Siemens AG (die weißen mit dem Siemens-Schriftzug), und ich bin für den Support und die Weiterentwicklung der notwendigen Programme zuständig. Diese Arbeit macht durchaus Spaß, nur manchmal wünschte ich mir, ich müsste das nicht ganz alleine bewerkstelligen. Aber es ist eine schöne Herausforderung ganz alleine für Planung und Durchführung eines langfristigen Projektes zuständig zu sein.

In den Monaten Oktober und November war ich sehr mit diesem Projekt beschäftigt. Es gab einige Größere Aufträge, für die ich einen Zeitaufwand von ca. 55 Arbeitstagen geschätzt, aber nur noch reichlich 40 Arbeitstage hatte sie zu realisieren. So machte ich viele Überstunden, und [ex] sah mich nur noch abends spät und morgens früh. Aber als dann alles termingerecht fertig wurde, habe ich auch eine Woche zusätzlich frei genommen.

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Die eigene Wohnung

Seit Sommer 2000 wohnten [ex] und ich als Zwischenmieter in der Wohnung von Frau Bames in Bad Cannstatt - aber halt nur befristet für ein Jahr. So mussten wir uns Anfang 2001 Gedanken machen, wohin wir im Sommer umziehen wollten. Zwischen den Wohnungsanzeigen tauchten auch immer wieder Anzeigen von Mietkauf-Angeboten auf, und so beschloss ich, mich darüber mal genauer zu erkundigen. Das war 3 Wochen vor Ostern.

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Bei einem Makler der Schwaben Haus- und Grundbesitz GmbH, der einen sehr seriösen Eindruck machte - schließlich ist diese Firma seit 25 Jahren in Stuttgart tätig -, erfuhr ich dann, dass es sich um ganz normale Eigentumswohnungen handelte. Nur bei der Finanzierung würde bei ihrer Hausbank kein Eigenkapital verlangt. Nachdem ich all dieses und noch einiges mehr über Eigentumswohnungen erfahren hatte, fuhren wir noch ein paar Wohnungen besichtigen. So kam ich auch zur Hackstraße, und von der 2-Zimmer-Wohnung dort war ich sofort total begeistert. Eine komplett renovierte Wohnung in einem Bau von 1994: 2 große Zimmer (19 bzw. 15 m²), eine kleine Küche, Flur, Dusche und WC (getrennt) und als Krönung vor Wohn- und Schlafzimmer ein durchgehender Balkon (7,2 m x 1,8 m) direkt nach Süden. Nachdem meine Finanzberaterin meinte die Finanzierung der 115.000 EUR sei kein Problem, ging alles fast wie im Flug. Noch am Freitag vor Ostern unterzeichnete ich den Kaufvertrag für meine Wohnung. Bis zum 1.8.2001 war dann auch noch reichlich Zeit preiswerte Möbel aus dem Quelle Katalog auszusuchen und alles andere zu planen.

Kaum waren wir eingezogen, da fuhren wir am 10.8. erst einmal in den Urlaub:

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Wandern in Wales

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Mit dem Nachtfernbus ging es von Stuttgart (Abfahrt 22:30 Uhr) nach London. Um 6 Uhr morgens waren wir in Brüssel, um 10 Uhr am Eurotunnel, und um 13 Uhr kamen wir in London (Victoria Couch Station) an. Einmal quer durch den Hyde Park wanderten wir zur Paddington Station, wo wir - sehr knapp - einen Zug erreichten, der uns unserem Ziel Milford Haven näher brachte.

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In Milford Haven kamen wir um 19:15 Uhr an. Es wurde bereits dunkel und begann zu regnen. Als erstes kauften wir uns in dem großen Tesco Supermarkt an der Bahnstation etwas zu essen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, noch ein wenig wandern zu können und irgendwo am Weg unser Zelt aufzubauen, aber bei diesem Wetter ging das nicht gut.

So liefen wir etwas verlassen in der Gegend herum und müssen ein klägliches Bild abgegeben haben. Aber unser Glück hatte uns doch nicht ganz verlassen. Plötzlich hielt neben uns ein Auto, und ein Paar lud uns zu sich nach Hause ein. Wir bekamen einen heißen Tee und konnten sogar bei Ihnen in einem warmen und weichen Bett schlafen.

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Am nächsten Tag hatte der Regen aufgehört, und so wanderten wir los - immer entlang der Küste. Tief hingen die Wolken an diesem Tag - wie auch noch an vielen der folgenden, aber auch die Sonne sahen wir ab und zu. Als uns unsere Füße zu schwer wurden, trampten wir noch ein Stück und kamen so an diesem 1. Tag unser Wanderung bis nach Dale, einem wirklich schönen Ort, wo wir auch Abendbrot hatten. Ein klein wenig weiter wanderten wir noch an diesem Tag und zelteten auf einem Feld.

Am nächste Tag war der Nebel noch dichter als am Tag zuvor, aber auch wenn wir das eine Mal nicht weiter als bis zum nächsten Felsen sehen konnten und ein anderes Mal selbst das Meer unten an den Klippen nur ahnten, war es doch ein schöner Tag. Wir wanderten immer an der Küste entlang bis nach Martins Haven auf der Marloes Halbinsel. Auf der East Hook Farm bekamen wir einen sehr guten "tea for tow" und einen Platz zum Zelten. Am nächsten Tag ging es erst einmal ins Dorf Marloes, wo wir unsere Vorräte auffüllten. Wir wanderten dann weiter nach St. Bridges, wo wir in der Nähe auch noch eine kleine Kirche aus dem 13. Jahrhundert besuchten. Dieser Tag war sehr schön, und wir saßen in St. Bridges in der Sonne am Stand und schrieben die ersten Postkarten.

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Nach einer weiteren Nach im Zelt wanderten wir weiter bis nach Little Haven, wo es an der Küste sogar einen Wald gab. Zum Mittag waren wir in Broad Haven. Nach dem Essen begann es wieder zu regnen und wollte nicht mehr aufhören. So beschlossen wir uns nach einem festen Nachtquartier umzuschauen und fanden Brendas B&B. Selten haben wir so gut geschlafen und erst das Frühstück... Vor uns lag die ganze Bucht im Sonnenschein, und wir aßen das gute English Breakfast mit allem was dazu gehört: Schinken und Rührei, Würstchen und Champignons, dazu Toast und Tee.

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Wir wanderten nur bis zur nächsten Bucht, wo wir in der Sonne am Strand lagen. Als aber die Flut zurück kehrte gingen wir weiter, und in Nolton Haven kauften wir ein schönes Aquarell, das zu uns nach Stuttgart geschickt wurde. (Diese Erinnerung hat mittlerweile bei uns im Flur seinen Platz gefunden.) Der folgende Tag (Freitag der 17.8.2001) war wieder trocken, nach dem es in der Nacht etwas geregnet hatte. Wir wanderten den ganzen Tag und kamen recht weit - bis kurz vor St. Davids.

Am nächsten Tag erkundeten wir St. Davids, die wohl kleinste Stadt in Wales. Leider bekamen wir keine Unterkunft, da in der großen Kathedrale am Abend ein Chor singen sollte, dessen Probe wir noch erleben konnten. So verließen wir die Stadt und zelten wieder in der "Wildnis". Am Sonntag den 19.8. erreichten wir den westlichsten Punkt unser Wanderung, sahen 2 Robben und wanderten weiter an der Küste von Wales entlang. Die Sonne schien, und so konnten wir die ganze wilde Schönheit dieser Steilküste genießen.

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Der folgende Tag brachte uns sogar eine kleine Bergbesteigung, und wir kamen zu einer historischen Industrie-Siedlung direkt an der Küste, wo im 19. Jahrhundert schwarzer Schiefer abgebaut wurde. Nun aber ist diese Siedlung schon lange verlassen. Auch der frühere Industriehafen von Porth-gain ist schon lange nichts weiter als ein verschlafenes Nest. Aber diese Überreste früherer Zeiten waren doch sehr interessant. An diesem Abend fanden wir in Trefin das wohl beste B&B unser ganzen Wanderung. In dem früheren Gutshaus (dem größte Haus im ganzen Dorf) bekamen wir ein Zimmer. Wir schliefen nicht nur bestens, sondern bekamen auch ein überwältigendes Frühstück; diesmal kein English sondern Welsh Breakfast.

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Der nächste Tag war stürmisch, und am Nachmittag begann es wieder zu regnen. Aber bevor wir vor dem Regen in unser Zelt flüchteten, kamen wir noch durch Abercastle - ein sehr reizvolles Dorf. Den ganzen Nachmittag lagen wir im Zelt und schliefen oder hörten Radio. Aber der nächste Morgen war wunderschön. Bevor wir mit Strumble Head den nördlichsten Punkt unsere Wanderung erreichten, hatten wir noch einen Bruch (Suppe & Tee) in einem kleinen Cottage. Strumble Head ist ein wunderschönes, wildes Stückchen Erde mit Hügeln und Klippen und einem weißen Leuchtturm, den wir schon seit vielen Tagen jeden Abend gesehen hatten. An diesem Tag erreichten wir noch die ersten Häuser von Goodwick / Fishguard.

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Am nächsten Tag kamen wir nur ein kleines Stück weiter, und am Freitag den 24.8.01 regnete es den ganzen Morgen. Gegen Mittag wanderten wir weiter, aber bald begann es wieder zu regnen. Wir kamen noch bis Dinas Head und waren wohl nie zuvor so froh über ein trocknes und warmes Zimmer. Es war ein sehr kleines und altes B&B aber - wie auch die vorherigen - sehr liebevoll geführt. Der nächste Tag war wieder sehr viel freundlicher, und wir folgten weiter unserem Wanderweg an der Küste entlang. In einer kleinen Bucht im Sonnenschein beschlossen wir unsere Wanderung zu beenden, da die Wege zu aufgeweicht waren, und statt dessen noch ein wenig herum zu trampen.

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So kamen wir an diesem Tag noch nach Newport und Cardigan - beide durchaus schöne Orte. Und dann trampten wir quer durch Wales von Cardigan im Norden nach Tenby im Süden. Kurz vor Tenby zelteten wir auf einem Feld. Bei bestem Wetter trampten wir am Samstag (26.8.01) nach Tenby, wo wir einen Sonnen-Sommer-Stand-Tag verbrachten. Wir wanderten durch den Ort, schrieben Postkarten, lagen am Strand und genossen die Sonne.

Am folgenden Tag kamen wir noch durch Pembroke, wo wir uns auch die Festung von außen ansahen. Und dann schloss sich der Kreis unserer Wanderung entlang der Küste von Wales, denn wir kamen wider nach Milford Haven. Vom Fenster unseres letzten B&B aus - direkt am Hafen - konnten wir die Schiffe sehen. Nach einem Abendbrot in dem Supermarkt, in dem wir auch schon an unserem aller ersten Abend gegessen hatten, spazierten wir noch ein wenig durch den Ort.

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Früh morgens am 28.8.2001 bestiegen wir wieder den Zug nach London. 2 ganze und 2 halbe Tage bleiben uns noch für London, bevor wir wieder den Bus nach Stuttgart nehmen würden. So ließen wir uns am Bahnhof ein preiswertes Hotel ganz in der nähe des Hyde Park heraussuchen und machten uns daran London zu entdecken.

Erster Höhepunkt war der Besuch im Musical "Das Phantom der Oper" am Abend des 29.8.01. Fast den ganzen folgenden Tag verbrachten wir im Londoner Tower. Nach der ausführlichen Führung besichtigten wir nicht nur die Kronjuwelen, sondern auch noch viele weitere Ausstellungen, bis wir einfach nichts mehr aufnehmen konnten. Ansonsten fuhren wir viel mit der Metro und dem Bus in London herum und sahen uns alles von außen an, da man selbst für die Kirchen ca. 7,5 EUR Eintritt bezahlen musste. Trotzdem war es ein wunderschöner Abschluss dieser 3 Sommer-Urlaubs-Wochen.

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Was sonst noch war

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Es fällt schwer kurz zu erzählen, was sonst noch alles passiert ist. Eine lange Liste mit schönen, bewegenden, amüsanten Filmen und Theaterstücken ließe sich aufstellen, aber ich möchte doch nur 2 Filme und 3 Konzerte herausgreifen. "Tiger & Dragon" und "Chocolate" waren wohl die Filme, die [ex] und ich am schönsten fanden. Und das große Open-Air Event "Arena of Sound" am 7. Juli auf dem Schlossplatz (u.a. mit A-ha), sowie das Roxette Konzert am 2 Oktober werden uns wohl noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Aber auch das Herman van Veen Konzert am 5.10.2001, zu dem wir auch Mutti eingeladen hatten, war ein ganz besonderer Höhepunkt.

Weihnachten waren [ex] und ich dann getrennt, da wir jeweils bei unseren Müttern sein wollten. Für mich waren die Tage in Schwerin sehr schön. Ich hatte die Gelegenheit alte Freunde wieder zu sehen und Weihnachten im Dom von Schwerin zu erleben. Am 31.12.2001 kam ich früh morgens wieder in Stuttgart an, und Silvester verbrachten [ex] und ich zusammen. Noch bis zum 6. Januar hatte ich Urlaub und wir genossen diese Zeit sehr.

Und damit möchte ich das Buch, auf dem "2001" steht, schließen. Den Kalender des letzen Jahres werde ich nun weg legen, und 2002 wird es mir vielleicht gelingen, dem Erinnern des Erlebten etwas mehr Raum zu geben.

Christof Türk

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