Als nächstes wurde ein lustiges Video ("Down Periscope") gezeigt, was mich gut ablenkte. Während dessen überflogen wir New South Wales, Queensland und die Northern Territories, wo man so gar ein paar Buschfeuer als leuchtende Ringe am Grund erkennen konnte. Mittlerweile hatten wir auf die 10.400 m hohe Flugbahn gewechselt. Ich schrieb ein wenig und später überflogen wir Jakarta, was ich aber nur auf der Videokarte mit unserem Flugverlauf verfolgen konnte. Da mußte ich natürlich an Kaka denken der ich damit so nahe war, wie ich es wohl lange nicht mehr sein werde. Und weitere fielen mir ein: Emilia, Yenni und all die anderen. Als nächstes tauchte Ho Chi Migh City auf der Leinwand auf. Somit flogen wir am früheren Saigon vorbei, was mich nun gleich an das Musical "Miss Saigon" erinnerte, das ich u.a. auch mit Nicole gesehen hatte. Noch 2 Stunden von Bangkok (23.20 Uhr Sydney, 21.20 Uhr lokale Zeit) gab es ein weiteres sehr gutes Essen: Reisnudeln mit Gemüsen - natürlich asiatisch abgeschmeckt - und u.a. auch noch einen schmackhaften Hühnersalat. In Bangkok kamen wir pünktlich nach 9 Stunden an, und der Anflug war einfach beeindruckend. Wieder eine Millionen Stadt bei Nacht mit Abertausenden von Lichtern.

Der Wechsel zur Lufthansa Maschine verlief ohne Probleme und ich bekam auch gleich alle Boarding Passes (Bangkok - Frankfurt, Frankfurt - Hamburg). Nun blieb nicht genug Zeit mein Notebook voll aufzuladen, so mußte ich mich auf Notizen beschränken und konnte die vielen Stunden Flug nicht weiter nutzen. So hob ich nach einer Stunde ab zu weiteren knapp 10.000 km oder 11 Stunden Flug. Auch diese Maschine war eine Boing 747 und diesmal saß ich in der Mittelreihe am Gang, konnte aber meinen Rucksack im Fach über meinem Kopf unterbringen und hatte es so bequemer. Das Bordpersonal war auch mein erster Kontakt mit deutscher Kultur nach soo vielen Monaten. Mal davon abgesehen, daß die Lufthansa sich wohl nicht soo viel Sicherheit zutraut, wenn man ein nervige Video über die Sicherheitsvorkehrungen und die Empfehlung den ganzen Flug über angeschnallt zu bleiben bedenkt, fiel mir als erstes auf, wie sehr sich doch deutsche Stewardeß zwingen müssen zu lächeln, wie sie sich dabei verkrampfen.

Als erstes gab es nach dem Start ein Nachtmahl, was aber nicht so gut war. Die Gemüse waren nicht gut uns es war auch nicht besonders abgeschmeckt. Während dieser nacht überflogen wir Indien und Iran. Seit ich Nicole auf dem Flughafen in Sydney getroffen hatte, fühlte ich mich leer. Da war keine Trauer über das verlassen von Sydney all den Freunden, Nicole, aber auch keine Freude nach Hause zu kommen. Aber während dieser Nacht: Ich hörte einen Musikkanal, auf dem Musik aus verschiedene Musicals gespielt wurde und da kam dann auch Musik aus "Miss Saigon" und da schlug es über mir zusammen wie eine Welle. Als ich im zu der Zeit schon fast ganz dunklen Flugzeug saß und diese Musik hörte, sah ich wieder Nicole vor mir, wie sie da mit Tränen in den Augen stand, als ich mich das letzte Mal umsah, bevor ich die Absperrung durchqueerte und ich konnte nicht anders, ich weinte. Ich schluchste in das kleine Kissen das jeder bekommen hatte und wußte, das es keinen Sinn hätte dieses Gefühl zu leugnen. Danach kam dann noch Musik aus "The Phantom of the Opera" und da weinte ich gleich weiter. Ich weinte ja auch nit nur um Nicole, sondern auch um die Zeit in Sydney, die jetzt vorbei war. Das war wohl so etwas wie Heimweh, das ich nie in Australien hatte, denn diesmal gab es keine Returnticket, keinen letzten Ausreisetermien und keine Chance zurück zu kommen. Es war vorbei. Und ich war verlohren - allein.

Um 10 nach 11 Sydney Zeit ist es auch in Deutschland Montag der 1. Juli 1996. Die Zeit bewegt sich sehr langsam und ich langweile mich. Ich sah im Iran die Gasfackeln auf den Ölfördertürmen und nun wird die Sonne bald aufgehen. Überm Schwarzen Meer, das wir in 11.900 m Höhe mit 820 km/h überqueren, gibt es ein deutsches Frühstück (Champignon Rührei, Brötchen, Marmelade usw.). Es sind noch 1.950 km bzw. 2 ½ Stunden bis Frankfurt. Bukarest und Budapest (ja auch da war ich schon) überfliegend gehen auch die vorbei. Um 6.30 Uhr landen wir in Frankfurt am Main und ich bin doch immer wieder begeistert, daß diese großen silbernen Vögel nicht nur fliegen, sondern auch in einem Stück wieder unten landen. Allerdings ist das Wetter so, daß ich mich nach dem australischen Winter zurück sehne (Das auch noch!). Ich verließ Sydney gestern Nachmittag bei Sonnenschein und faßt 20°C hier in Frankfurt waren es nur noch 16° und es war grau und regnete auch etwas. Die Paßkontrolle ist nur insofern erwähnenswert, als das ich den Beamten natürlich in Englisch fragte, ob ich denn hier richtig wäre. Es wurde mir aber verziehen. Ansonsten interessierte man sich kaum für meinen Paß. Das es einer der Europäischen Union war reichte voll und ganz. Dann suchte ich erfolgreich auf dem großen Frankfurter Flughafen eine Dusche, blieb aber dreckig, weil es mir doch keine 8 DM wert war. In einem Babywickelraum fand ich auch noch eine Steckdose für mein Notebook und erfrischte mich etwas (Gesicht waschen, Zähne putzen, deorieren - das war alles). Zum letzten mal checkte ich mich ein. Von den kostenlosen Yoghurts steckte ich mir einige ein und ging dann an Bord. Meinen Fensterplatz und die Sonne über den Wolken konnte ich nur kurz genießen, denn nach 45 min landeten wir schon wieder.

Das spannendste war natürlich, ob mein Koffer auch immer lieb und brav jedes mal mit umgestiegen war. Ich war mir da nicht soo sicher, aber er war. Und als ich ihn endlich hatte konnte ich zur Empfangshalle gehen, wo Mutti schon wartete.