Am Freitag, den 21.6.1996, um 7 Uhr morgens kam ich in Melbourne Spencer Street an, aber da war niemand, um mich abzuholen. Ich rief Amie an; was war passiert? Der Brief, der mir erklären sollte, daß sie ein wichtiges Examen (Deutsch) und ihre Mutter auch keine Zeit habe mich abzuholen hatte mich nicht erreicht (und sollte es auch nicht mehr). Nun im Ende schaffte es Amies Mutter doch noch so viel Platz zwischen den Geschäftsterminen zu finden, daß sie mich von der Bus Station zu ihrem Haus fahren konnte. So hatte ich den Vormittag für mich, schlief und iß etwas und versuchte Mike und Lingsea anzurufen, um den Besuch bei ihnen zu organisieren. Danach wartete dann das irgendwer auch mal zurück kommt. Als erste kam Filicity, Amies jüngere Schwester, von der Schule nach Hause und so nach und nach trudelte die ganze Familie ein. Amie hatte heute gerade ihr letztes Examen für dieses Schuljahr gehabt und so hatten wir Grund uns einen richtig gemütlichen Abend zu machen, besonders da die Eltern aus waren. Mit einer anderen Freundin Amies holten wir uns eine Pizza und ein lustiges Video (»Clue less«), eine total überdrehte amerikanische Teenager Komödie.

Samstag morgen war ich recht zeitig auf und Amies Mutter hatte die gute Idee, daß ich doch mit der Puffing Billy fahren könnte, weil die ganze Familie zum 1. Geburtstag der Tochter einer Freundin eingeladen war. So fuhr sie mich zur Bahnstation wo diese kleine Bahn los fuhr. Die Puffing Billy ist eine von Freiwilligen am Leben erhaltene Dampflockstrecke, die ein richtiger touristischer Höhepunkt in Melbourne ist. Da ich ja was für Züge übrig habe war es für natürlich genau das richtige - und das Wetter spielte auch mit, so war es absolut malerisch. Etwa eine Stunde dauerte die fahrt durch eine schöne Landschaft und endete in einem kleinen Naturschutzgebiet mit vielen Picnic Möglichkeiten, da fast jeder (viele Familien) sein Picnic dabei hatte. Auch mir hatte Amies Mutter eine Picnicbox mitgegeben. So wanderte ich erst etwas herum - auf etwas weniger überlaufenen, weil matschigen Wegen - und suchte mir dann einen einsame, sonnige Bank an einem kleinen See, wo ich Lunch hatte. Nach 2 ½ Stunden fuhr ich wieder zurück. Nur kämpfte ich den halben Weg mit einem Rußkorn, das mir ins Auge geflogen war und nicht wieder heraus wollte. Aber trotzdem war es ein ganz schöner Tag. Um 5 Uhr war ich wieder bei der Ausgangsstation und mußte mich auf den langen Weg mit der MET (dem öffentlichen Nahverkehr) zurück machen. Erst mußte ich eine halbe Stunde auf die erste Bahn warten und dann war ich 1h bis zum Zentrum und noch einmal 25 min wieder auf der anderen Seite heraus unterwegs. Von der Bahnstation konnte ich mich dann aber abholen lassen. Nach dem Dinner vermißte ich aber mein kleines Tagebuch, wo ich viele Adressen drin hatte. Wir fuhren noch einmal zurück zur Bahnstation und - Gott sei dank! - dort lag es noch. Am Abend sahen wir nur noch etwas TV.

Sonntag (23.6.96) war dann der Tag, wo Amie und ihre Mutter sich richtig Zeit für mich nahmen. Wir fuhren gemeinsam zu einer wieder aufgebauten Goldgräberstadt. Diese ist etwa 1 ½ h Fahrt entfernt von Melbourne in Ballarat / Sovereign Hill. Unglücklicher Weise regnete es am Morgen und hörte auch den ganzen Tag nicht vollständig auf. Aber es war trotzdem interessant und auch wenn es ein Freiluftmuseum war, wurden wir doch nicht naß bis auf die Haut. Als erstes gingen wir zu einem Goldmuseum. Das war eigentlich sehr interessant, aber hatte Amies Mutter nicht die Ruhe es richtig anzusehen. So waren wir nach einer Stunde schon wieder draußen und hatten, da es noch immer regnete unser Lunch im Auto. Dann gingen wir in den großen Freiluftmuseum. Dieses Museum bestand aus 3 Teilen: Der erste zeigt die Anfänge des Goldrausches (1851 - 1855), wo die meisten europäischen und chinesischen Goldgräber in ärmlichen Zelten lebten. Als zweites die Hauptstraße einer kleinen Stadt zwischen 1854 und 1861 und als letztes eine Mine, wie sie von 1860 bis 1918 existierte. Aber waren nicht nur alle Häuser und Zelte nachgebaut, sondern auch alle, die dort arbeiteten trugen die zu der zeit passende Kleidung und in den nachgebauten Geschäften konnte man auch einkaufen. Dort gab es so ziemlich alles, was man auch in einer Goldgräberstadt vor über 100 Jahren hätte kaufen können, wobei natürlich eine ganze Masse Souvenirs dazu gekommen waren, die zu der Zeit wohl kein großes Geschäft hergegeben hätten. So kaufte ich für nur A$ 3 eine Bronzene Vase (Sie gab es für den halben Preis, weil sie erst noch wieder poliert werden muß.) und handgefertigte Bonbons. Am Nachmittag mußten wir dann zurück, obwohl ich sicher noch länger dort hätte verbringen können. Aber die Rückfahrt dauerte ja doch recht lange.

Montag mußte ich dann ganz zeitig aufstehen, da ich schon um 8.30 Uhr mit einem V line Bus von Spencer Street nach Mansfield 200 km nördlich von Melbourne in die Berge fahren wollte um dort von Mike abgeholt zu werden. Aber bevor ich mir das Busticket kaufte rief ich Mutti noch einmal an, um zu sagen, daß es mir noch immer gut geht. 11.30 Uhr war ich dann in Mansfield und traf dort auch auf Mike, mit dem ich ja auf meiner Großen Reise am Anfang einen ganzen Tag durch Adelaide gelaufen bin, bei Harre Krishnas Dinner aß und auch noch bei einer japanischen Tanz Performanz war, den ich zufällig ein zweites mal bei Kata Tjuta traf und noch einmal in Alice Springs. Von Mansfield waren es nur noch 20 min mit dem Auto zu seinem Bungalow, wo er mit noch einem Freund wohnt. Er hatte gerade sehr viel zeit auch in der Woche, er gekündigt hatte und nun 4 Monate mindestens Ferien machte. Gleich am Nachmittag fuhren wir zu einem kleinen Creek um Gold zu waschen. Aber da es die tage zuvor recht viel geregnet hatte, führte der Bach zu viel Wasser zum Gold waschen so ließen wir es sein und gingen in einen Pub. Den Abend und die halbe Nacht (bis halb 3) haben wir dann mit fernsehen und erzählen verbracht. Und am nächsten Morgen (25.6.96) sind wir schon um 8 aufgestanden, da wir eigentlich zu einer Wandertour wollten - auf einen nahen Berg. Unglücklicher Weise regnete es und vom Berg war sogar Schnee gemeldet. So verbrachten wir den Tag drinnen und machten nichts besonderes, außer zu erzählen und zu relaxen. Mittwoch machten wir übrigens das gleiche, da es noch immer oder schon wieder regnete. Allerdings hatten wir wenigstens ausgeschlafen und gingen dafür auch erst wieder um 2 Uhr ins Bett.