Montag, Dienstag und Mittwoch war waren ganz normale Tage mit "Star Treck Voyager" als Höhepunkt des Dienstags. Donnerstag begann dann eine Serie von Ereignissen, die in einem Alptraum (gefolgt bei einem Happy End) am Dienstag - also gestern - endetet. Nun habe Alpträume das so an sich, das sie ganz normal und eher erfreulich starten. Am Donnerstag (9.5.96) nach der Schule um 5 Uhr nicht nach Hause, sondern hatte Dinner bei McDonald: 2 Cheeseburger für A$ -,85 (weil McDonald seit seit 25 Jahren in Australien ist) Nebenbei machte ich da auch noch einige Hausaufgaben und um 7.30 trafen wir uns dort um zu einer Disko in Darling Harbor zu gehen. Wir waren zwar nur 5, aber da eine nettes Mädchen - Yuvita - aus Indonesien (aber chinesischer Abstammung) dabei war hatte ich jemanden zum Unterhalten und wir amüsierten uns gut. Um 11 mußten die Mädchen schon zurück, so kam auch ich nicht zu spät nach Hause. Freitag dann hatte ich, nach einer interessanten Lecture über eine australische Hilfsorganisation, Lunch mit Diana (einem anderen chinesisch - indonesischen Mädchen, junge Frau ist wohl korrekter, schließlich ist sie schon Business Manager) und einem Koreaner bei KFC. Es war sehr reichlich und wir hatte viel Spaß. Am Abend spielte noch Bens Band (Ben ist einer unserer Lehrer), und auf dem Weg dorthin rief ich Nicole an und verabredete mich mit ihr für den nächsten Tag. Das ist dann auch schon der konkrete Beginn meines Alptraumes, auch wenn das jetzt noch nicht zu ersehen ist. Ich wußte es auch nicht und war ersteinmal happy und hatte eine gute Zeit im Excelsior Hotel, wo die band spielte. Nach einem guten Abend war ich um halb 1 wieder zurück.

Der Vormittag des Samstags, des 11.5.96, war recht relaxed, weil ich nur einige Sachen waschen mußte und mich fertig machte, um um 2 Nicole bei Town Hall zutreffen. Um 13.50 Uhr war ich auch da. Das Nicole nicht pünktlich sein würde erwartete ich ja schon, aber das heute . . . Ich wartete 2 Stunden, versuchte sie telefonisch zu erreichen und gab es dann schließlich auf und fuhr wieder zurück. Ich war sehr verärgert über sie. Ich war deprimiert. Ich machte mir Sorgen, denn ich versuchte weiterhin sie telefonisch zu erreichen. Jede halbe Stunde, d.h. weil ich doch recht ungeduldig bin eher 3 mal je Stunde, versuchte ich es - bis um 12 Uhr. Ganz nebenbei laß ich noch die englische Übersetzung von Cassandra nicht ganz bis zu Ende, das machte ich am nächsten Morgen bevor ich aufstand. Nach dem gleichen Schema fuhr ich am nächsten Morgen fort. Mittlerweile war ich fast nur noch beunruhigt über Nicole, da ich mir einfach nicht erklären konnte, was mit ihr los war - einfach verschwunden. Also am Vormittag beschloß ich, damit ich nicht noch ganz verrückt werde zum jüdischen Museum zu gehen. Dort war ich von 11 bis 2 Uhr. Es war sehr interessant und so bewegend, daß ich verdrängen konnte mich um Nicole zu sorgen. Es hat 3 verschiedene Sektionen. Als erstes ein wenig über Juden in Australien, schließlich kamen schon mit der First Fleet (1788) die ersten an, und Judentum im Allgemeinen (Bräuche, Feste usw.). Die 2. Sektion ist dem Holocaust gewidmet und auch wenn ich die Fakten kannte, war die Präsentation sehr beeindruckend. Dieses war auch der größte Teil des Museums. Als letztes gab es noch einen Galerieraum, in welchem eine Ausstellung zu dem polnischen Holzsynagogen zusehen war, die alle von den Nazis zerstört wurden. Darüber hatte ich bereits eine Radioreportage gehört, welche aber besser als die Ausstellung war. Nach diesen 3 Stunden, die sich sehr lohnten, war ich wieder zu Hause und hatte nicht mehr Erfolg als zuvor. Am Abend rief mich wenigsten noch Mutti an, was mir gut tat, und dann setzte ich meinen Rhythmus fort. Ich sah 2 dußlige Filme parallel - zu mehr war ich nicht mehr in der Lage - und versuchte in jeder Werbepause Nicole anzurufen. Ich hatte ja nicht geahnt, das es soo anstrengend sein kann jemanden nicht zu erreichen.

Montag war dann ersteinmal ein normaler Schultag. Ich war aber nicht ganz bei mir selbst, da ich bis die Schule zu Ende war noch immer nicht zu Nicole durchgekommen war. An diesem Tag bekam ich aber auch noch von Diana zwei indonesische Masken - keine Gesichter. Das war nun wieder absolut nett von ihr, auch wenn ich das nicht so richtig würdigen konnte und bis heute nicht ganz genau weiß warum sie mir die schenken wollte. Auf jeden Fall beschloß ich - so zusagen als letzten Ausweg - raus nach Westmeat zu fahren, wo Nicole wohnt und auch zur Schule geht. Ich fand auch die Wohngemeinschaft, in der sie lebt. Nur Nicole war nicht zu Hause. Sie war Shopping in Parramatta. Aber ich traf ein ihrer Hausgenossinnen und erfuhr das das Telefon das ganze Wochenende abgestellt gewesen war, aber Nicole heute Abend zu Hause sein und mich dann wohl auch anrufen würde. Da ich nun einmal da war entschied ich mich meine Hausaufgaben auf der Bahnstation von Westmeat zu machen, da ich zu Hause eh keine Ruhe haben würde und so die Chance hätte Nicole vielleicht sogar persönlich zu treffen. Zum Dinner war ich zurück. Danach schlug ich die Zeit bis um 9 Tod und dann rief ich Nicole an. Und ich hatte sie am Apparat, aber sie sagte, sie spräche gerade mit ihrem Boyfriend und würde mich danach zurückrufen.

Jeder der sich besorgt fragt, ob das denn nun schon das Ende gewesen sein sollte, und wieso das nun ein Alptraum war, sei getröstet, das wir den Höhepunkt noch gar nicht erreicht haben. Der Klimax kommt jetzt.

Um 10 klingelte das Telefon. Aber anstatt Nicoles war ihr Freund am anderen Ende. Dieser hatte für mich nur eine Nachricht: "Wenn Du versuchst Nicole anzurufen, sie zusehen oder anders Kontakt mit ihr aufzunehmen werde ich kommen und dich killen, denn sie ist verwirrt wegen Dir!"

So das war natürlich starker Tobak. Nun muß ich wohl kurz noch ein paar Hintergrundinformationen geben. Auf Seite 31 oder kurz vor meiner Großen Reise tauchte er ja schon einmal auf. Und nun wußte ich überhaupt nicht mehr, was zu tun. Zwar hatte er gesagt er riefe aus Taiwan an, aber war das die Wahrheit? Er war ja schließlich schon einmal überraschend in Sydney aufgetaucht und zu drohen mich zu killen, wenn er in Taiwan ist, erschien mir nun als etwas gewagtes Versprechen, gesetzt den Fall, er wollte es irgendwie halten. Also konnte ich Nicole anrufen ohne ihn am Apparat oder mithörend zu haben? Und wenn er in Sydney war und erfuhr, was ich machen würde, denn einfach tun was er sagte, war nun ganz außer Frage, war ich in realer Gefahr, denn das er versuchen würde mich zu killen, würde ich nicht in Frage stellen. Was blieb mir also zu tun? Nach Westmeat fahren und versuchen sie in der Schule zu finden? Versuchen sie anzurufen? Einen Freund fragen sich nach ihr zu erkundigen? Wie groß war die Gefahr? Und unweigerlich natürlich auch andere Fragen: Will Nicole nichts mehr mit mir zu tun haben? Deshalb ihre Unerreichbarkeit? Fragte sie ihren Boyfriend mich anzurufen? Hat Nicole ihre Meinung über ihren Boyfriend geändert?

Mit all diesen Fragen, die ich von allen Seiten zusammen mit Verlie durchdachte - nein das konnte ich nicht bei mir selbst abmachen, beschäftigte ich mich bis 11.10 Uhr. Dann kam ich zu der Entscheidung, daß ich keine Ruhe finden würde, wenn ich nicht noch anrufen würde, aber Vorsichtig. Zum Glück hatte ich erst eine Mitbewohnerin am Apparat und fragt, ob es wohl sicher wäre mit Nicole zu sprechen, und erklärte kurz warum. Mit Nicole sprach ich nicht für all zu lange, da ich darauf bestand mit ihr von Gesicht zu Gesicht zu sprechen, am nächsten Tag nach der Schule. Mir reichte für den Moment die Information, daß ihr Boyfriend wirklich in Taiwan war - wie kann jemand soo eifersüchtig sein! - und sie OK ist.

Dienstag hatte ich nachmittags Schule und traf dann wirklich Nicole. Sie war sogar fast pünktlich. Wir saßen für Stunden im McCafé. Erst hatten wir einen Cappochino und dann Cheeseburger als Dinner. Um die lange Geschichte kurz zu machen, Sie war am Samstag krank gewesen und wollte mich nicht sehen und ist nicht auf die Idee gekommen mich anzurufen, sie wußte selbst nicht warum nicht. Mit ihrem Boyfriend ist es wie gehabt, sie versucht abstand zu halten, ich bin absolut im Unklaren, ob sie mit ihm Schluß machen will oder nicht, aber ich glaube sie weiß es selbst nicht. Ja und ihr war irgendwo nicht so ganz bewußt gewesen, daß ich in wenigen Wochen wirklich Australien verlasse. Nach diesem Abend waren wir beide weniger verwirrt und recht happy. Ich war sogar auf der Spitze der Welt.

Also das war mein Alptraum mit Happy End der letzten Woche.