Die letzten Monate

Als ich um 9 zu 'Hause' ankam, bekam ich gleich einen Anruf von Mutti und laß dann all die liebe Post (7 Briefe und 2 Karten). Am Ostermontag, der ja zum Glück frei ist, mußte ich ersteinmal waschen und wieder einziehen. Wie man vielleicht erinnert, waren ja alle meine Sachen in Boxen und meinem Koffer. Um ¾ 4 war ich dann bei Town Hall und wartete auf Nicole. Dieses tat ich bis um 6 Uhr. Sie war nicht einmal telefonisch zu erreichen. Nach dem Dinner schaffte ich es doch noch. Sie war gerade aus Melbourne zurück, von wo aus ihre Mutter, die sie die letzte Woche besucht hatte, zurück nach Taiwan flog. Außerdem rief ich noch Amie in Melbourne an, die sich darüber richtig freute. Ansonsten war in den Wochen meiner Abwesenheit nicht viel passiert. Nur San Ha, der Koreaner, war ausgezogen, allerdings ist mir nicht 100 %ig klar warum, es geht mich aber auch nicht zu viel an. Die Schule begann am Dienstag (9.4.96) erst am Nachmittag, so brachte ich zuvor meine 9 Filme zum entwickeln. Mittwoch wachte ich auf und war in tiefster Melancholie. So hatte ich Frühstück mit Kerze und Räucherkerze. Aber am nachmittag traf ich Nicole, ging mit ihr zu einem McCafé und schaute ein paar Fotos an. Dinner hatten wir zusammen in einem taiwanesischen Restaurant. Den Rest der Woche verbrachte ich, neben dem alltäglichen, damit meine Notizen von der Großen Reise in den Computer einzutippen. Am Samstag traf ich dann noch einmal Alex & Akashi, die nach einer Rundreise in Sydney gelandet waren. Wir hatten einen netten Tag und am Abend sah ich noch mit Verlie einen Film im Fernsehen. Das Wochenende und den Beginn der nächsten Woche (15. - 21.4.96) verbrachte ich mit Briefe schreiben und damit "Kassandra" zum wiederholten Male zu lesen. Die Woche zuvor hatte ich mich absolut ausgebrannt gefühlt, irgendwie noch nicht richtig von der Großen Reise zurück gekehrt. Aber nun hatte ich Lust die Briefe zu beantworten und parallel auch schon etwas über die Große Reise aufzuschreiben. Am Donnerstag war ich dann auch mal wieder aus, weil in einem Pub in Newtown Sandrin, Studentin bei EF, mit einer Band auftrat. So waren dort viele von EF und wir hatten einen guten Abend (eher Nacht, ich war erst gegen 2 Uhr zurück). Trotzdem war ich Freitag morgen zur Schule und sogar zur Lesung über den "König der Löwen". Der Höhepunkt des Wochenendes war Emelias Geburtstagsparty am Samstag. Sie ist auch seit September in Sydney und so kenne ich sie ein wenig. Und nach dieser Nacht schaffte ich es dann zum ersten Mal Turella zu verschlafen. Ich dachte 2 Stationen zuvor noch, daß ich bloß nicht einschlafe, als ich dann aber das nächste Stationsschild sah, war ich schon 8 Stationen oder mehr als 20 min zu weit gefahren. Sonntag rief ich dann auch noch Nathan in Adelaide an, der aber für die nächsten 3 Wochen nicht da ist, und Amie an und fragte, ob sie es mögen würden, wenn ich sie im Juni besuchen würde. Sie würden und so beschloß ich meinen Rückflug spähtest möglich für den 30. Juni zu buchen, was ich auch am Montag machte.

Die ganze nächste Woche passierte nichts außergewöhnliches. Das einzige erwähnenswerte ich das ein Päckchen von Mutti ankam, welches sie als Nachosterpäckchen geschickt hatte, und das ich selbst am ANZAC Day (am 25.4.96), der Feiertag war, nichts machte außer an einem Brief zu schreiben und Hausaufgaben, da Nicole keine Zeit hatte, oder haben wollte, wie ich schon fast befürchte. Freitag war dann wieder ein schöner Tag, da ich spontan mit Mun Gyu und einem anderen Koreaner, einem Mädchen aus Brasilien und einem aus Taiwan zum Palm Beach fuhr. Und am Abend habe ich dann noch Dinner gekocht (Nudeln und Tomatensoße). Samstag war ich dann in der City und kaufte Theaterkarten für Nicole und mich für Mittwoch zu Miss Saigon und außerdem bekam ich - ich wagte es nicht mehr zu hoffen - eine englisch Übersetzung von "Cassandra". Dieses Buch hatte ich schon seit Monaten gesucht, weil ich es zu meinem Abschiedsgeschenk für Nicole machen wollte, aber ersteinmal lese ich es selbst, weil es außer der Erzählung auch "Conditions of a narrativ" (Voraussetzung für eine Erzählung) enthält, was ich noch nicht kannte. Sonntag war ich dann auch mal wieder mit Verlie in der Kirche am Abend nachdem ich den Tag mit Schreiben zugebracht hatte.

Der Montag (29.4.96) ging seinen gewöhnlichen Gang, bis ich am Abend einen Anruf von Nicole bekam, ob ich nicht die Theaterkarten verschieben könnte. So versuchte ich am Nächsten Vormittag (Ich habe immer noch Dienstags und Donnerstags nachmittags Unterricht.) die Tickets zu ändern was aber nicht möglich war. Aber Nicole sagte nicht ab. Aber das erfuhr ich erst, als ich sie am Abend anrief. Bis dahin war ich den ganzen Tag deprimiert. Dabei macht die Schule im Moment recht viel Spaß, besonders, weil ich sehr gute SPINS habe. Der eine über Märchen, das heißt: Geschichte, sozialer Kontext usw., der andere über den Film "Der mit dem Wolf tanzt" bei einer ganz netten Lehrerin. Bruce, der den Märchen SPINS macht, gab uns auch zusätzlich ganz interessanten Stoff zu lesen, z.B. zu Rotkäpchen.

Mittwoch traf ich dann um 6 Uhr - richtig herausgeputzt - Nicole nach einer - wie es mir scheint - Ewigkeit mal wieder. Wir gingen erst zu einem spanischen Restaurant essen, welches aber absolut nicht spanisch war und dann zu Miss Saigon. Auch wenn ich es schon kannte, erfreute ich mich auch beim 2. Mal daran, und Nicole schien es sehr nahe zu gehen. Danach gingen wir noch zum McCafé und erzählten noch ein Stündchen über das Stück, die Geschichte usw. Nur der Rückweg wurde für mich ein wenig kompliziert. Ich fuhr mit Nicole in der Bahn und wollte in Newtown zum Nachtbus wechseln, aber die Bahn hielt nicht so mußte ich am anderen ende von Sydney auf die nächste Bahn zurück zu Central warten, dort dann fast eine Stunde auf den Nachtbus und dann noch eine halbe Stunde durch den Regen nach Hause wandern, wo ich um 3.30 Uhr ankam. Zum Glück konnte ich am nächsten Morgen ausschlafen.

Den Rest der Woche verlebte ich ohne weitere Erschütterungen und ich hatte einen Plan für das Wochenende: mit EF zu den Blue Mountains. Ich hatte Nick für diesen Trip meine beiden Zelte, den Schlafsack und die Isomatte überlassen. Am Samstag, also gestern wartete ich dann mit 3 weiteren (Indonesierinnen) eine Stunde vergeblich auf Nick, der dann ankam und sagte, daß das ganz wegen Regen ausfallen müsse. Hier regnete es seit 3 Tagen ununterbrochen (fast) und die Vorhersage war bis Dienstag nicht besser. So hatte ich das ganze Wochenende Zeit und beendete meinen Reisebericht, mit dem ich jetzt fast up - to - date bin. Als zurück kam traf ich auch das erste mal Leandro aus Rio de Janeiro, der Freitag Abend / Nacht ankam. Er schläft die erste Woche als 3. mit mir und Morten im Zimmer, weil das andere für Toni, Verlies Sohn, der gerade für 10 Tage aus Hongkong nach Australien kam, reserviert bleiben muß. So verbrachte ich das ganze Wochenende schreibend und beendete auch noch die "Voraussetzungen für eine Erzählung Kassandra" und heute (5.5.96) kochte ich auch noch Dinner - es war sogar eßbar.