Am nächsten Morgen wurde ich schon um 7 vom OZ Experience (mit einem recht großen Bus) abgeholt, aber es dauerte bis 8.30 Uhr bis wir bei allen Hostels gewesen und alle Mitreisenden eingesammelt hatten und Cairns verließen. Nun ging es also schon zurück nach Sydney, wo wir aber erst in 7 Tagen ankommen sollten. Dieser Tag hatte einige Höhepunkte auf Lager. Als erstes hielten wir beim Millaa Millaa Falls zum Schwimmen. Zu meinem Erstaunen war das Wasser richtig kalt. Ich war es nicht mehr gewöhnt, denn alle anderen Wasser waren lau bis warm gewesen. Wir kamen durch eine liebliche Gegend, die mich irgendwie an Europa erinnerte, auch wenn ich nicht in der Lage bin zu sagen warum. Am Nachmittag machten wir einen Bushwalk geführt von einem Aboriginal. So lernte ich weiteres über die verschiedensten Pflanzen und wovon die Aboriginals sich ernährten, obwohl die meisten Pflanzen roh giftig sind. Es war höchst interessant und anschließend hatten wir noch Spaß als wir versuchten Speere und Boomerangs zu werfen. Mission Beach war unser Tagesziel, wo wir gegen Abend ankamen. Wir gingen dort auch in einem mit Netzen gegen die giftigen Quallen geschützten Gebiet schwimmen und im Hostel sah ich noch das Video "Forest Gump" nach dem Dinner. Ich hatte es bisher noch nicht gesehen und erfreute mich sehr daran.

Um 7.30 Uhr am nächsten Morgen (2.4.96) ging es dann weiter. Den ganzen Tag fuhren wir auf dem Highway Nummer 1 gen Süden. Wir kamen durch Townswill und das bedeutendste Zuckerrohrgebiet um Ayr. Gegen Abend waren wir in Airlie Beach Diese kleine Seeort ist der Zugang zur Whitsunday Inselgruppe und nicht häßlich. Ich kam in einem sehr schönen Hostel unter und ging nach dem Dinner noch runter ins Zentrum, was aus der einzigen Hauptstraße von Airlie Beach (auf etwas mehr als 500 m) bestand. Dort gab es eigentlich nur eine große Bar mit einem Karaoke Wettbewerb. Im übrigen ist Airlie ein aboriginal Wort und meint Nichts. Der Name ist also Strand Nichts.

Nach dem besten Frühstück, das ich auf dem ganzen Trip bekommen hatte, (Schinken und Ei, Toast und Cornflakes und Tee) ging es weiter auf dem Highway 1 nach Mackay, wo wir in der City und am Strand (zu baden) hielten. Dann verließen wir den Küsten Highway landeinwärts zum Outback (dem Hinterland), um exakt zu sein nach Dingo. Um 6.30 erreichten wir die Namoi Hills Cattle Station nahe Dingo - unser Tagesziel. Dort bekamen wir nicht ganz billig eine Unterkunft, reichlich zu essen und für den nächsten Morgen eine Farmtour. Diese Farmtour (auf einem Offenen Viehtransporter) war echt toll. Die Farmer im Outback haben es wirklich nicht leicht seit Jahren regnet es unterdurchschnittlich, was in dieser Halbwüsten - Gegend heißt nur alle paar Jahre. So überleben hier auch keine europäischen Kühe sondern nur aus Indien eingeführte. Die sind viel härter im Nehmen und trotzdem sind viele der Farmer gezwungen ihr Land zu verlassen, was falls es mal wieder regnen sollte Millionen wert ist, weil sie die Hypotheken nicht mehr abbezahlen können. Nach dieser Tour, die im Haus der Farmerfamilie mit Dumper, einem im gußeisernen Topf gebackenen Kuchen, endete, ging es wieder zur Küste und bis nach Hervey Beach, wo wir erst gegen 10 Uhr Nachts ankamen.

Um 5 Uhr stand ich dann schon wieder auf um rechtzeitig um ¾ 6 zum Sonnenaufgang am Strand zu sein. So sah ich wenigstens etwas von diesem Ort, dem vorgelagert die berühmte, größte Sandinsel der Welt - glaube ich - Fraser Island liegt, denn wir sollten ja an diesem Tag noch bis Surfers Paradise kommen. Aber ersteinmal kamen wir nur bis Noosa, wo wir eine einstündige Badepause machten und dann noch 1 ½ weitere Stunden warten mußten bis unser Bus repariert war, ja er war auch zusammen gebrochen. Irgendwie gehört das aber zu OZ Experience dazu, befürchte ich. Durch Brisbane kamen wir um 7 Uhr nach Surfers Paradise. Das ist sozusagen der Tempel des kommerzialisierten Strandes - Las Vegas am Strand. Wolkenkratzer überall und Tausende von Lichtern. Es war der 5. April 1996, also Karfreitag. Das paßt mit der deutschen Tradition nun nicht zusammen, aber in Australien ist es eh anders, denn dieser Freitag, an dem die Christen der Kreuzigung Jesu gedenken, ist hier ein fröhlicher Tag, weil ohne ihn Ostern nicht möglich gewesen wäre. Wir beschlossen ersteinmal eine Stunde das Zentrum von Surfers Paradiese zu erkunden, bevor wir zum Hostel fahren wollten. Und am Strand gab es eine Bühne, auf welcher das "Ostern Familien Festival" gefeiert wurde - organisiert bei allen Kirchen zusammen. Ich erlebte eine schwarze, amerikanische Predigerin, die sehr überzeugend war und das Gefühl vermittelte, wie man es sich in den Gottesdiensten der Schwarzen in den Staaten vorstellt. Das Hostel, das einzige das noch freie Betten hatte, stellte sich als frühere Psychiatrische Anstalt heraus, welche bevor sie einem Hotelneubau weichen sollte, als Backpacker noch etwas Geld einbringen sollte. Es vermittelte ein wenig Gefängnisflair, aber für eine Nacht . . . Obwohl es schon Nacht war, gingen wir noch schwimmen - im Mondlicht und nach dem Dinner kam ich um 11 zum Schlafen.

Und wieder stand ich früh auf - um 4.30 Uhr. Ich ging zum Strand und genoß einen majestätischen Sonnenaufgang. Es ist doch jeden Morgen wieder von neuem überwältigend, wenn man sich mit unserem Planeten wieder unserem Stern - der Sonne - zuwendet. Außerdem sah die Skyline von Surfers Paradise im Morgenlicht ganz besonders schön aus. Aber schon kurz nach Sonnenaufgang war ich nicht mehr allein am Strand. Relativ viele Jogger, ältere Leute und Hundebesitzer nutzten den relativen Frieden am Stand. Um 8.15 Uhr ging es dann weiter - mit ein paar Stops - nach Nimbin, der Hippy Hauptstadt NSW. Hier lebt sie, die Hippykultur - bis heute. Und es gibt da sogar ein Museum, welches ganz hippymäßig für selbige ist. Also ich fühlte mich da so richtig wohl und wäre sicher länger geblieben. Dieses war aber leider nicht möglich. So ging es weiter durch Byron Bay nach Bellingen, einem kleinen Kaff in dem wir aus mir unerfindlichen gründen die Nacht verbringen sollten. Wir mußten im einzigen, recht teuren Backpacker bleiben, wo für die nacht A$ 15 und für ein eher ärmliches B.B.Q A$ 5 verlangt wurden. An diesem Tag versuchte ich auch noch - beim 4. Mal erfolgreich - Nicole anzurufen, und verabredete mich mit ihr zu Montag 4 Uhr.

Am nächsten Morgen, den letzten meiner langen, langen Reise schlief ich lange, d.h. bis um 6 Uhr. Und weil es Ostermorgen war ging ich ein wenig herum, zu dem Kühen am Fluß und genoß den nebligen Morgen. Und auf ging es nach Sydney. wir machten nur noch wenige Stops, z.B. im Port Macquarie, wo es soetwas wie einen Ostermark gab, und auch in Newcastle, einer Industriestadt, wo wir aber noch ein letztes mal schwammen. Um 8 Uhr waren wir dann am Circular Quay und von dort nahm ich die Bahn nach Hause.

Das war sie also meine ungeheuer Großer Reise, die alles in allem A$ 3.000 und damit einen Teil vom Erbe meines Großvaters gekostet hatte. Heute ist Sonntag, der 5. Mai 1996, und es ist 20.45 Uhr. Als nächstes werde ich noch erzählen was in den letzten 4 Wochen passierte. Dieses ist aber bedeutend weniger.