Am nächsten Morgen waren wir schon wieder bei Sonnenaufgang an einem Aussichtspunkt - nahe Kata Tjuta mit Blick zu Uluru. Hier will ich ein paar Infos zur Geschichte dieser heiligen Plätze einfügen. Geologisch zählen dieses Felsen zu den ältesten der Erde. Geformt zu einer Zeit, als es noch kein Leben außerhalb der Ozeane gab aus Sandablagerungen, später zu Sandstein gepreßt und wieder später gehoben und um bis zu 90° gekippt, bekamen sie für die Aboriginals eine ungeheure Bedeutung. Von den Europäern viel später entdeckt mit neuen Namen versehen (Ayers Rock [nach einem Sponsor der Expedition] und The Olgas [nach einer deutschen Prinzessin o.s.ä.]) und in Besitz genommen. Nun aber wieder in den Händen der traditionellen Besitzer - 600 Aboriginals und ihren Familien, wenn auch mit einigen unfairen Bedingungen und Auflagen. Und darum sind auch nur noch die traditionellen Namen Uluru und Kata Tjuta zulässig. Uluru, dieser massive Felsen, hat viele geheime Plätze und Höhlen, die man auch nicht fotografieren soll, aber auch einfachere Zeichen, die zu Erzählungen gehören, die Kindern erzählt wurden um sie zu lehren, wie man sich verhält. Diese Geschichten sind auch für Touristen bestimmt. Kata Tjuta ist ein Platz, wo nur eingeweite Männer Zeremonien ausführen und so geheim, daß keinerlei Informationen darüber an Frauen, Kinder, uneingeweihte Männer oder eben Touristen gegeben werden dürfen - Tjukurpa verbietet es. Tjukurpa ist das Fundament der Aboriginal Gesellschaft. Es ist die Geschichte der entstehung der Welt, die Beschreibung der Vernetzung der Natur und die Regeln des Zusammenlebens. Aber es liegt nicht in der fernen Vergangenheit. Es ist das Gesetz, das die Existenz begründet und den Alltag bstimmt. Es ist das leben in sich, in der Vegangenheit, der Gegenward und der Zukunft. Aber es ist ungleich zur Bibel oder dem Koran nicht niedergeschrieben, den es gibt in keiner der 700 aboriginal Sprachen eine Schrift oder ähnliches, sondern existiert in der Landschaft und den Geschichten, Tänzen und Zeichnungen. Es hat viele verschiedene Ebenen, begonnen bei der Regelung des Alltags, wann was zu essen ist, wo man bestimmte Pflanzen findet, wie man sie zubereitet, über Zeromonien für die Abschnitte des Lebens bis hin zu philosophischen Fragen nach der Entstehung der Welt usw. und weiter zu Geheimen Ebenen, über die nur die wenigsten, heiligsten und weisesten Männer bescheid wissen und die nie an jemanden unvorbereiteten uneigeweihten gegeben werden. Aber im Allgemeinen sind die Aboriginals interessiert daran ihren Gästen etwas über ihre Kultur zu erzählen und ihr Verständnis zu wecken. Aber auf Gund der Spirituellen Bedeutung bitten sie auch die Touristen Uluru nicht zu besteigen, denn die Ahnen, die Tjukurpa erschufen, bestiegen ihn dort, wo heute der Pfad ist, welcher dadurch spirituell bedeutsam wurde, so daß nur noch eingeweihte Männer der Aboriginals dort hinauf steigen.

Wie auch immer, nachdem wir einen phantastischen Sonnenaufgang hinter Uluru sahen wanderten wir durch Kata Tjuta (The Valley of Wind), wofür wir mehrere Stunden Zeit hatten. Zum lunch waren wir zurück im Camp und hatten Zeit zum ausruhen danach. Nachmittags sind wir dann noch beim aboriginal Kulturzentrum nahe Uluru. Dieses von den Eintrittsgelder zum Nationalpark finanzierte Zentrum ist gerade letzes Jahr eröffnet und präsentiert die reiche Geschichte und Kultur der Aboriginals. Es war nur zu schade, daß wir nur 1 ½ Stunden Zeit hatten es gab so viel zu sehen und zu erleben (lesen, hören etc.), daß ich einen ganzen Tag dort hätte zubringen können. Dann sind wir noch ein Stück am Uluru entlang gewandert und Michael hat uns etwas über mit Informationen versorgt, einige Traumzeit (oder besser Tjukurpa) Geschichten erzählt und und einige der Pflanzen gezeigt, die die Nahrungsgrundlage der Aboriginals bildeten. All dieses Wissen über die Aboriginals ist bei weitem noch nicht Allgemeines, und da diese Safari Eco Adventure Tour (Öko Abenteuer Tour) hieß auch nicht bei einem Tourleiter vorauszusetzen. Zum Sonnenuntergang waren wir wieder zurück im Camp, von wo wir auch Uluru sehen konnten. Es ist doch immer wieder beeindruckend, wenn sich dieser, unser Planet vom dem Stern, den er umkreist, unserer Sonne, wegdreht. Dann hatten wir Diner und ich ging gleich zu Bett. Das ich müde genug war, muß ich wohl nicht extra erwähnen.

Der nächste war auch schon der letze Tag dieser Safari. Nach dem Frühstück - die Betonung liegt auf früh, es wieder 4.30 Uhr - ging es noch einmal zu Uluru. Die wollten, auch wenn ihnen von Michael die Gründe da gegen ausführlichst dargelegt wurden, konnten den Rock besteigen, wir anderen - nicht mal die Hälfte - wanderten einmal ganz um ihn herum. Da wir früh genug waren erlebten wir so den Sonnenaufgang am Uluru, was etwas ganz besonderes ist, das sich die Veränderung der Farben auch am Morgen wiederholte - von einem dunklen braun, über leuchtendes rot zu dem fahlen orange. Um 11 Uhr machten wir uns auf den langen Weg zurück nach Alice (immer auf dem Highway, mit nur wenigen Stops). Am Ende hatte ich einen Teil der Gruppe, den deutschen, restlos über. Ich konnte sie mit ihren primitiven, sexistischen Witzen nicht mehr ausstehen. Mir machte es nicht weiter aus Außenseiter zu sein und ich verstand mich mit Michael recht gut und habe dann auch zu den Deutschen nur Englisch gesprochen, was sie nun recht verärgerte. Wobei mir diese Distanzierung eine gewisse Genugtuung verschaffte. Bei Toddy's war ich dann ¾ 7 und ging nachdem ich eingezogen war in mein Zimmer gleich noch in die City und um 8.30 Uhr zu einem B.B.Q, das noch zur Safaritour gehörte, mit Känguruh und anderem Fleisch. Zurück war ich dann schon, weil ich mich nicht mit 'den Deutschen' besaufen wollte, um 10 und versuchte als letztes Mutti anzurufen. Das klappte aber erst am nächsten Tag.

Am 17.3.96 - es war ein Sonntag, auch wenn das für mich nur in Hinblick auf die Telefonkosten von Interesse war - schlief ich erst einmal aus, wusch meine Sachen usw. Mittags ging ich dann wieder in die Stadt, besorgte mir einen umsonst Stadtführer und begann meine Stadtbesichtigung. Ich folgte dem Heritage Walk (heritage = Erbschaft). Zitat aus dem Führer: "Alice Springs in 1995 ist eine moderne Stadt aber seien Sie darüber nicht enttäuscht! Da ist viel Geschichte, welche ist wunderschön erhalten und restauriert [...]" So machte ich mich auf den Weg diese zu sehen. Ich kam zum ältesten, erhaltenen Haus der Stadt, ein eher kleiner Stall aus Sandstein, wie es aussah, der 1909 erbaut wurde, und zur Residenz, erbaut 1926 für den ersten Gouverneur der südlichen Sektion der Northern Territory, wo auch schon die Queen zu Gast war. Hier traf ich zum ersten mal auf ein girl aus Schottland. Anschließend besichtigte ich die Panorama Guth, eine Kunstgalerie mit einem beeindruckenden 360° Bild von Alice Springs als es noch eine kleine Siedlung war. Weil ich einfach nicht widerstehen konnte, kaufte ich noch einmal Reproduktionen von Bildern Albert Namatjiras - diesmal eine Sammlung von 6 verkleinerten. Hier traf ich zum 2. Mal auf das Mädchen (junge Frau ist wohl das bessere deutsche Wort) aus Schottland und als wir uns das 3. mal in einem Kunstladen trafen, tranken wir erst einen Kaffee gemeinsam (d.h. jeder einen; exakter sie einen Kaffee, ich einen Cappochino) und gingen dann zum Sonnenuntergang auf den Anzac Berg. ANZAC, das muß hier erklärend eingefügt werden steht für die Australisch - Neuseeländische Armee, die immer zusammen mit den Briten kämpfte. Nachdem wir den 'berühmten' Sonnenuntergang gesehen und auch noch ein ganzes Weilchen erzählt hatten, war ich gegen 10 wieder bei Toddy's.