Am nächsten Morgen dann also die gleiche Prozedur wie 2 Tage zuvor, nur, um sicher zu sein, eine halbe Stunde früher. Und wirklich und wahrhaftig um 7.30 Uhr holte mich der OZ Experience ab. Wir fuhren nun den ganzen Tag entlang der Great Ocean Road. Für alle die noch immer die Australienkarte irgendwo neben sich liegen haben: Von Melbourne direkt an der Küste nach Westen. Der absolute Höhepunkt dieses Tages waren die Zwölf Apostel, diese frei im Meer stehenden Sandstein Felsen am der südlichen Steilküste Australiens. Sie sind einer dieser absoluten Touristenzentren, aber es lohnt sich auf jeden Fall dort etwas Zeit zu verbringen. An dieser absolut beeindruckenden Küste gibt es dann auch noch ein paar mehr sehr bizarre Felsformationen, die wir alle besichtigten. Wir hatten genug Zeit und mit solch einer kleinen Gruppe, der Bus war nur für 15 Personen machte das auch richtig Spaß. Kurz vor unserem Nachtquartier - Port Fairy (vermutlich nicht auf den Karten eingezeichnet) - kamen wir noch zu einem alten Vulkankrater, der mit Wasser gefüllt und eine Insel in der Mitte hat. In diesem kleinen Naturschutzgebiet konnte ich dann das erste mal Koalas in freier Natur sehen, was echt niedlich ist. Und da wir am frühen Abend kamen, begannen sie auch grade nach etwas Eßbarem zu suchen und von ihrem sonst ganztägigem Schlaf zu erwachen. In Port Fairy waren wir in der Jugend Herberge untergebracht und gingen zu einem sehr preiswerten Dinner in einen Pub.

Schon um 8.30 Uhr ging es am nächsten Tag weiter mit dem Bus weg von der Küste Land einwärts zum Gampians Nationalpark. Zum verfolgen auf der Karte: zwischen Hamilton, Horsham und Ballarat. In Halls Gap, wo wir gegen Mittag ankamen, verließ ich den OZ Experience um für 3 Tage dieses Gebirge zu erkunden. Nun würde ich also doch zu Silvester in Adelaide sein - wie sich das doch alles ändern kann. An diesem wieder wunderschönen, aber schon fast zu warmen Tag wanderte ich also wieder mit meinem Rucksack (Zelt & Schlafsack) - alles in allem so um die 13kg - los. Nur hatte ich jetzt etwas mehr Nahrung mit mir: 250g Marsriegel, 200g TimTam, Kekse und nicht zu vergessen meine Wasserflasche.

GampiansNp.gifUm das ganze ein wenig übersichtlicher zu gestalten habe ich mich wieder bemüht eine kleine Zeichnung fertig zu bekommen. Ich startete also am 27.12.1995 in Halls Gap. Als erstes kam ich zum Venus Bath. Zwar traf ich keine badende Venus - bedauerlicher Weise - aber ich hatte einen erfrischenden Trunk kühlen Wassers. In den nächsten tagen sollte ich schätzen lernen, was frisches, kühles Wasser wert ist. Das Venus Bath ist eine reihe von natürlichen Steinbecken, in denen sich das Wasser eines kleinen Flusses sammelt. Diesem Fluß folgte ich und kam zu den Splitters Falls. Das nun wieder ist ein kleiner Wasserfall, der lustig über einige Steine hüpft und sich dabei vielfach aufsplittert - irgendwie einleuchtend bei dem Namen, oder? Mit diesem Wasserfall ließ ich dann aber auch gleich das Wasser im allgemeinen hinter mir, aber das merkte ich erst später. Als nächstes kam ich durch den Grand Canyon. Natürlich wird jeder bei diesem Namen nicht unbedingt an die Grampians in Australien sondern eher an die USA denken, aber auch hier gibt es einen - wenn auch nicht soo gewaltig. Aber es war schon recht beeindruckend. Wobei ich vom nächsten Abschnitt meiner Wanderung weit mehr beeindruckt war. Ich durchquerte die Silent Street - die Schweigende Straße. Diese "Straße" ist eine Felsschlucht, durch die sich der Weg hinauf auf The Pinnacle schlängelt. Und wenn man wie ich das Glück hat fast allein diesen Weg zu gehen, versteht man auch wie es zu diesem Namen kam. Am ende dieser Schlucht bekam ich dann noch fast ein Problem, weil ich mit meinem Rucksack fast nicht mehr vorwärts kam - aber gerade so kam ich noch durch.

Und dann war ich auf The Pinnacle. Das ist so eines der Touristenziele, weil es eine schöne Halbtagswanderung vom Parkplatz beim Grand Canyon ist und einen beeindruckenden Ausblick bietet. Überhaupt ist der ganze Grampians Nationalpark sehr gut für Autos erschlossen. Die ganze Zeit wanderte ich immer nur von einem Parkplatz zum nächsten. Aber es ist trotzdem ein beeindruckendes Gebirge. Die Westseite der Bergkämme steigt recht sacht an und ist von dichten Eukalyptuswäldern bewachsen. Die Ostseite aber fällt Großteils senkrecht ab, und so gibt es bizarre Felsformationen. Es ist schon erhebend an einer Felskante zu stehen, die mindestens 100m Senkrecht abfällt. Da es, als ich auf The Pinnacle stand noch nicht sehr spät war beschloß ich auch noch die Sundial Peak zu erklimmen, die mit 802m noch mal mehr als 100m höher als The Pinnacle ist. Der Weg dorthin und von dort zum Rosea Camping Ground war schön und nicht zu anstrengend. Gegen 7 Uhr war ich dann auch auf dem Campingplatz. Aber gerade auf diesem letzten Teil, meiner für diesen Tag so um die 12km langen Wanderung, erlebte ich wie trocken dieses Land ist. Ich traf den ganzen Tag, seit ich die Splitters Falls verlassen hatte, keinen Bach, keine Quelle nichts. Nur trockene Eukalyptusbäume. Aber Eukalyptusbäume sind überhaupt spaßig. Ersteinmal verlieren sie niemals alle Blätter - sind also immergrün - und dann schmeißen sie einmal im Jahr ihre Rind ab. Ich war vielleicht überrascht, als - ich glaube es war im November - alle diese Bäume begannen ihre Rinde von sich zu schmeißen. Als ich den ersten Baum sah, der sich so komisch benahm dachte ich er sei krank, aber dann begannen alle anderen Eukalyptusbäume auch damit und so entdeckte ich für mich, daß das wohl normal sein muß. Nun war es für mich natürlich nicht mehr erstaunlich, wie es zu solch riesigen Buschfeuern kommt, dieser Wald: knochentrocken und der ganze Waldboden bedeckt mit den Blättern und der Rinde der letzten Jahre, dazu noch zahlreiche umgestürzte Bäume. Also wirklich ein Funke würde absolut genügen . . .

Am nächsten Morgen startete ich frisch gestärkt zum nächsten Teil der Wanderung. Heute wollte ich - den mit 1009m höchsten Berg in der Umgebung - den Mt Rosea besteigen. Am Abend zuvor hatte ich auf dem Zeltplatz noch ein paar nette Leute kennen gelernt und ein großes Problem gelöst. Da ich den ganzen letzten Tag keine Quelle traf, war meine Wasserflasche absolut leer und ich mußte sie für diesen Tag unbedingt wieder füllen, denn ich konnte nicht erwarten auf eine Quelle zu stoßen. Aber auf dem Campingplatz gab es kein Wasser. Es war ja auch kein Caravanpark, wo man am Eingang eine Gebühr bezahlt, dafür aber auch den Komfort einer Dusche genießen kann, es war halt nur ein Platz auf dem es offiziell erlaubt ist zu campen und es auch ein paar Feuerstellen gibt. Zum Glück konnte ich einem der Lang - Camper (mit Auto, Hauszelt usw.) etwas Wasser abbekommen. So machte ich mich auf den Weg. Als erstes ging es einige hundert Meter hinauf auf den Kamm, und als ich oben war, machte ich ersteinmal Pause, bevor ich den Mt Rosea bezwang. Der ganze Weg war in allgemeinen recht gut und sehr einsam - ich traf den ganzen Tag keinen Menschen. Im allgemeinen, weil es manchmal schon nicht so einfach war ihn zu finden - den Weg. Es war halt nicht mehr als ein Pfad der sich z.T. sehr steil runter zur Borough Huts wand. Aber ich genoß es allein zu sein mit mir und der Natur, der Natur und mir und nichts sonst. Mir gingen die verschiedensten Gedanken durch den Kopf und ich wunderte mich manchmal selbst, wie ich nun gerade auf diesen oder jenen Gedanken, oder diese oder jene Erinnerung kam. Nur war diese Tagesetappe nicht so lang und ich hatte schon am frühen Nachmittag mein Zelt aufgebaut. So ging ich erst zum See baden - oh genoß ich das nach 2 Tagen schweißtreibender Wanderung - und dann noch für einen Abend - Wald - Spaziergang.