So und nun zu der Erklärung, warum ich den Herrgott auf der vorherigen Seite so unspektakulär eingeführt habe. Nun - in meinem Schlafsack nicht vor Kälte sondern vor Angst bibbernd - fielen mir diese alten Psalmen wieder ein, und diese Geschichte vom schlafenden Jesus im Schiff, als der Sturm nur so toste. Und auch ich forderte diesen / meinen Gott auf mir beizustehen, da ich gegen solch ein Gewitter nichts mehr auszurichten vermag. Obwohl ich vor Angst zitterte, vertraute ich doch auf den Schutz meines Gottes - ja jetzt klingt das auch für mich etwas naja schwülstig, fast kitschig, aber das waren meine Gedanken - und versuchte zu schlafen. Und mein Vertauen wurde nicht enttäuscht, auch wenn ich nicht zu sehr viel Schlaf kam. Als es endlich etwas heller wurde, regnete es immer noch. Aber mein Zelt stand noch und auch das meiste Wasser war draußen geblieben. Natürlich war nichts mehr ganz trocken, aber mein Schlafsack war innen trocken und warm, und so beschloß ich erst einmal abzuwarten, ob sich nicht doch noch die Sonne entschließen würde durchzukommen.

MtKosciusko.gifNein, sie konnte sich nicht dazu durchringen. Und um 9 Uhr beschloß ich aufzubrechen. Es hatte aufgehört zu Regnen und ich war nur noch von lauter Wolken umgeben, so daß ich manchmal keine 10m weit sehen konnte. Aber ich hatte Glück, da ich keine schmalen Bergpfade gehen mußte. Vom Blue Lake konnte ich auf einem befestigten Touristenhauptweg weiter wandern bis zum Charlotte Pass, an dem die Straße für Touristen endete. Das Wetter hatte sich beruhigt, und auch wenn noch viele Wolken herumzogen und immer noch ein starker Wind blies schien immer mal wieder die Sonne. So hatte ich noch Lust etwas weiter zu wandern. Ich ging also ersteinmal die Bergstraße runter zum Spencers Creek (einer Flußüberquerung) auf 1.730m. Dort trocknete ich mein Zelt und meinen Schlafsack und beschloß, da es nicht so aussah, als ob etwas phantastisch, aufregendes weiter unten kommen würde, mich auf den Weg zurück zum Paß zu machen. Auf dem Paß ging ich dann zurück in Richtung Mt Kosciusko.

Dieses stellte sich als die richtige Entscheidung heraus, denn als ich, nun wieder auf dem Kamm, wanderte, zogen viele Wolken auf, und es sah wieder sehr unfreundlich aus. Um 14.30 Uhr kam ich zur Seaman's Hut und beschloß dort auch zu bleiben. Die Seaman's Hut ist eine kleine Berghütte, die für Tagesgebrauch und Notfallübernachtungen in der Wintersaison gedacht ist. Ich erklärte mich also zum "Notfall" und entschied in der Hütte zu schlafen. Später füllte es sich noch, als eine Gruppe von Jungen, die auf einer Abenteuertour durch die Berge waren, auch nicht draußen campen wollte. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigte sich am nächsten Morgen. Nicht nur, daß es am Abend schon zu regnen angefangen hatte, am Morgen war alles mit Schnee bedeckt! Ein Schneesturm! Mitten im Sommer. Also kam ich doch noch zu weißer Weihnacht. (Es war der 19.12.95) Das war dann auch für Australische Verhältnisse unnormal. Nach einem warmen Müsli, das ich von den Abenteurern bekam, machte ich mich auf den Weg. Warum ich das müsli extra erwähne? Ich hatte seit ich Thredbo verlassen hatte nur von 3 Orangen und 250g Marsrigeln gelebt, weil ich mir in den Kopf gesetzt hatte, das das wohl reichen wird. Und es reichte auch, nur ist ein warmes Müsli, wenn draußen ein Sneesturm tobt, bedeutent angenehmer als Schokolade. Ich hatte also alle meine warmen Sachen die hatte (T-Shirt, Jogginganzug, lange Jeans, Jacke, Hut) angezogen und kämpfte bis zum Weg vom Kosci gegen einen Schnee - Eis - Regen, den ich dann zum Glück von hinten hatte. So kam ich recht warm und meine Ohren durch meinen Sonnenhut vom erfrieren geschützt zurück zum Sessellift und fuhr einen halben Tag früher als geplant wieder die 690m runter nach Thredbo. Gegen Mittag war ich dann schon in der Jugendherberge, mußte aber bis zum Nachmittag warten um ein Zimmer zu bekommen. In dieser Zeit kaufte ich etwas zu Essen für den Abend und das Frühstück, und ich genoß es im Trocknen zu sitzen während es draußen weiterhin regnete. Diese Nacht schlief ich fast 12 Stunden.

Am nächsten Morgen nach meinem tollen Frühstück, bestehend aus einem warmen sehr englischen Pudding - was meint er war ein sehr schwerer Schokoladenpudding mit einer schönen Soße, wartete ich um wieder vom Straycat aufgelesen zu werden. Da es immer noch regnete wartete ich in der Touristeninformation. Mit dem Bus fuhren wir dann weiter durch die Berge - ließen dem Mt Kosciusko National Park hinter uns und kamen nach Bright zu unserem nächsten Nachtquartier. Um dorthin zu kommen mußten wir die Grenze zu Victoria überschreiten. Und sobald wir in Victoria waren hörte es auf zu regnen. So hatten wir einen schönen Abend mit B.B.Q (barbecue - Grillabend). Wie schon im Bus zuvor traf ich wieder viele interessante Leute und unterhielt mich mit einem Engländer, der in Südamerika geboren und für viele Jahre im Ausland gearbeitet hatte, und mit einer Lehrerin aus Singapur. Schon um 7 Uhr gab es am nächsten Morgen - es war der 21.12.1995 und somit auch der letzte Tag der Straycat - Tour - ein sehr gutes Frühstück. Dann ging es los zum Mt Buffalo (Berg Büffel: weil er sieht von weitem wie einer aus). Dieses Gebirge sieht wieder ganz anders aus, und auch wenn es mir schwer fällt es zu beschreiben möchte ich es doch versuchen. Es ist eigentlich recht schroff, hat aber ober fast ein Plateau - ist also nur leicht hüglig und nur die höchsten Spitzen sind wieder purer Fels. Auf jeden fall konnten wir mit dem Bus fast bis zur Spitze fahren, so daß es nur noch 20 min zu laufen waren bis man auf dem Mt Buffalo (dem höchsten Berg Victorias) stand und in alle Richtungen um sich blicken konnte. Wir hatten Glück, denn die Wolken hatten sich auf die eine Seite verzogen und wir konnten in die andere Richtung sehr weit sehen. Und das ist erstaunlich, wenn Du auf diesem Bergen - es gibt davon einige, so z.B. auch die Gampians - stehst siehst du bis zum Horizont flaches Land - und zwar absolut flach. Nürlich kann man hier und da das nächste Gebirge sehen (die sind aber meistens nicht sehr groß), aber dazwischen ist normaler Weise mit gelbem Gras bewachsenes Land, daß mit einzelnstehenden grünen Bäumen (natürlich Eukalyptus) gesprenkelt ist.

Durch weitere Berge und Täler ging es dann, nach dem wir den Vormittag auf dem Mt Buffalo und an einem interessanten, 3 - Stufigen Wasserfall verbrachten, in Richtung Melbourne. Aber bevor wir dorthin kamen mußten wir erst noch das in früheren Tagen berüchtigte Ned Kelly Land durchqueren. Natürlich machten wir Stop, um uns mit der Geschichte dieses australischen "Wild - Western" Helden und den vielen Souvenirläden zu beschäftigen. Oh, jetzt hätte ich doch noch glatt einen recht interessanten Teil vergessen - den Besuch eines Weingutes, wo wir verschiedene Weine probieren konnten. So habe ich ausprobiert, wie verschieden die gleiche Weinsorte schmeckt, wenn sie einmal 6 Jahre in einem Holzfaß lagerte, einmal nur 2 Jahre und zu guter letzt gleich in eine Flasche gefüllt wurde. Natürlich probierte ich auch noch andere weine, kaufte aber keinen, da ich doch nicht noch mehr mit mir herum schleppen wollte und konnte. Auf dem Weg nach Melbourne hatte ich dann genug zeit mir eine preiswerte Unterkunft aus einem Backpackers Magazin heraus zu suchen. Als ich dann dort ankam, stellte sich der Preis als doch nicht ganz soo toll heraus, da in der Sommersaison alles teurer ist, aber es war nicht zu schlecht mit A$ 12 pro Nacht. Na gut, das ganze Haus war recht schäbig, aber zu dem 6 - Bett - Schlafraum gehörte ein eignes Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad. Aber welche Überraschung als ich in das Zimmer kam, da aß doch wirklich jemand, den ich aus Schwerin von der OASE kannte, seine Nudeln. Das wertete das ganze Quartier natürlich mächtig auf. Und so verbrauchten wir diesen Abend und die halbe Nacht damit ersteinmal die ältesten Neuigkeiten auszutauschen.