Die Weihnachts - Sommer - Ferien

Heute ist der 6. Januar 1996, und ich habe 21 aufregende und phantastische Ferientage hinter mir. Es wird eine ganze Weile dauern zu erzählen, was ich alles erlebt habe, aber ich will mich bemühen, das es sich genauso spannend ließt, wie ich es erlebt habe - sehr spannend. Also begebe ich mich in Gedanken zurück zu dem Punkt als mein Xmas Trip begann: an den Morgen des 16. Dezember 1995, 5.30 Uhr.

In diesem Moment wurde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen, um meinen großen Trip zu beginnen. Als ich dann nach einem guten Frühstück an der Bahnstation ankam, gleich der erste Schock: Ich hatte die Bahn zur Central Station verpaßt. Da blieb mir also nur noch zu hoffen, das ich auch mit der nächsten noch rechtzeitig sein würde. Bis zur offiziellen Abfahrtszeit blieben mir noch 7 Minuten, als ich endlich da war. Aber keine Panik, wenn man mit einer alternativen Buskompanie wie Straycat (Deut.: streuende Katze) reißt, ist man auch wenn man etwas zu spät ist noch in Zeit. Um 8 Uhr ging es dann wirklich los zum High Country Adventure (Hochland Abenteuer). Mit einem netten, recht alten Bus, der nur 22 Plätze hatte, ging es nach Canberra. Alle, die das auf der Karte verfolgen wollen, wir fuhren auf den Highway 31. Zum Lunch waren wir dann in Canberra, der Hauptstadt Australiens. Wie ganz Australien ist auch Canberra eine sehr junge Stadt. Und eine aus einem Guß dazu. Weil, wie z.B. auch Washington, ist sie als Hauptstadt geplant. Als es um die Frage ging, wo die Hauptstadt von Australien sein sollte, gab es 2 aussichtsreichste Bewerber: Sydney und Melbourne. Und um den Streit zu schlichten, kreierte man auf ungefähr Halben Wege Canberra, die 1928 die offizielle Hauptstadt wurde. Der Name, geht allerdings auf den Namen zurück den die Aboriginals diesem Ort gaben: Cranbery. Das heißt Punkt an dem man sich trifft. An diesem Punkt hatten wir also ersteinmal Lunch, der wie alle Malzeiten auf dieser 3 - Tage - Tour inbegriffen war. Das ist eine echt praktische Sache, solange man keine zu hohen Erwartungen hat, da man sich nicht ums Einkaufen usw. kümmern muß. Nach dem alle satt waren hatten wir noch eine Stunde Zeit für eine Führung durch das 1988 eingeweihte Parlament Haus. Das ist ein sehr modernes Gebäude, was aber architektonisch echt gelungen ist. Aber da wir ja eine alternative Tour machten, sind wir auch am alten Parlamentsgebäude vorbeigefahren und haben noch einen Container besichtigt, in dem die Aboriginals auf ihre Probleme aufmerksam machen.

Hinter Canberra verließen wir die Highways, und fuhren auf kleinen Straßen und unbefestigten Wegen in den Nemedgi National Park. Nemedgi ist wieder ein aboriginal Wort und heißt einfach Berge. Und das beschreibt diesen National Park auch ganz gut. Dort habe wir Känguruhs beobachtet. Es muß natürlich dazu gesagt werden, daß es in Australien nicht all zu schwer ist auf Känguruhs zu treffen - es ist auf jeden Fall einfacher als in Deutschland Rehe zu sehen - aber in den Touristikgebieten sind sie recht zahm und verhalten sich nicht mehr natürlich. Sie liegen nur noch herum, und lassen sich von den Touristen streicheln. Diese Känguruhs waren noch natürlich, und so konnte man sich ihnen nur ganz vorsichtig und auch nicht all zu nah nähern. Aber das hat natürlich auch seinen Reiz. Durch den National Park und Farmland sind wir dann zu unserem 1. Nachtquartier auf einer Scharffarm mit über 10.000 Scharfen und 2.000 Kühen gefahren. Aber von den Scharfen und Kühen hat man nicht all zu viel gesehen, es ist ja auch ein riesiges Land auf den sie verstreut sind. Nach dieser ersten Nacht scheinbar Ewigkeit von der nächsten Siedlung ging es nach Thredbo. Für alle die es auf der karte suchen: Der Mount Kosciusko als höchster Berg Australiens müßte nahe der Grenze von New South Wales und Victoria eingezeichnet sein. Und zu dessen Fuße liegt Thredbo und ist dementsprechend ein absolutes Touristikcenter. Dort also habe ich ersteinmal Straycat verlassen und mich für 3 Tage in die Wildnis der Berge begeben. Aber vor die Wildnis hat der Herrgott - warum ich den hier erwähne wird später erklärt - aber die Touristikindustrie gesetzt. Also habe ich den Sessellift zum Kamm (1930m) hoch genommen, und mich dann - es war schließlich erst kurz nach Mittag - mit meinem Rucksack auf den Weg zum Mt Kosciusko gemacht. Nach dem ich den mit seinen 2.228m bezwungen hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Nachtquartier.

Dieses ganze alpine Region (über 1.800m) erstreckt sich nur über etwas mehr als 10 km, liegt aber in der Mitte der Snowy Mountains, und erinnerte mich sehr stark an die Niedere Tatra. Für alle die weder das eine noch das andere Gebirge kennen: Die Berge sind nicht sehr hoch und auch nicht schroff. Es ist also ein ideales Gebiet zum Wandern - besonders natürlich im Sommer bei schönem Wetter, welches ich die ersten Tage bis jetzt hatte. Am Kosci (Aussies finden für alles Kurzformen!) verließ ich den Hauptweg, und damit auch die Touristen. Es ist schon komisch, du gehst nur ein, zwei Kilometer von der Hauptattraktion, und Du triffst für Stunden keine Menschenseele. Mittlerweile war es Nachmittag, und ich nahm mir vor spätestens um 6 einen Platz für mein Zelt zu suchen, da das Campen in Australien in fast allen National Parks erlaubt ist. Ich hatte bei starkem Wind wunderschöne Stunden auf dem Kamm und kam an einigen sehr hübschen Seen vorbei. An diesem ersten Tag kam ich recht weit es müssen so um die 15 km gewesen sein. Es ging sich richtig gut nur hatte ich ein paar kleinere Schneefelder zu überqueren. Ja wirklich es gab noch Schnee, aber nicht viel. Als ich an meinem Tagesziel dem Blue Lake ankam war es noch immer schön, auch wenn ein paar Wolken zusehen waren. Ich suchte mir also einen halbwegs Windgeschützten Platz für mein Zelt nahe dem See etwa 100m unterhalb des Kammes. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen wenigstens kurz in das kalte Wasser des Blue Lake zu tauchen. Als ich um 7 in meinen Schlafsack kroch sahen die Wolken schon nicht mehr so freundlich aus und ich hatte auch das Gefühl, das der Wind noch stärker zu werden schien. Aber wozu sich diese Nacht entwickeln würde, konnte ich nicht ahnen. Aber ich war nicht ganz allein oben in den Bergen. An der anderen Seite des Sees und auch im nächsten Tal hatte ich Zelte gesehen.

Bis zur Dunkelheit hatte sich der Wind zu einem richtigen Sturm entwickelt, der obwohl mein Zelt geschützt stand wie wild an selbigem rüttelte, und hinter den Bergen konnte man auch noch das Grollen eines Gewitters hören. Nachdem ich mich selbst davon überzeugt hatte, das mein Zelt wohl nicht weggeweht werden würde, war ein Gewitter natürlich eine Vorstellung, die mir ein sehr unwohles Gefühl gab. Aber da ich ja nichts an den Naturgewalten ändern konnte, blieb mir nur zu hoffen, daß das Gewitter in die andere Richtung abzieht und zu versuchen zu schlafen. Aber das Gewitter dachte nicht daran abzuziehen. Und so fand ich mich dann mitten in der Nacht (so zwischen 1 und 3 Uhr) in meinem kleinen Zelt einem richtig ausgewachsenen Gewitter ausgesetzt. Da lag ich also nur durch eine dünne Nylonwand von einem Unwetter getrennt, das scheinbar alles daran setzt mich von dannen zu blasen.