Sonntag war ich mal wieder im Gottesdienst der deutschen evangelisch - lutherischen Kirche. Es war 1. Advent. Die Predigt war sehr interessant. Über den Predigttext kam er zu der These, das Gottes Gericht seine Abwesenheit ist. Aber nicht das er sich abwendet, sondern das er es aufgibt uns hinterher zu rennen. Und dann bricht das Gericht Gottes über und herein, aber eben nicht als große Katastrophe mit Schwefel und Feuer, sondern still und schleichend. Den restlichen Sonntag habe ich schreibend zugebracht und am Abend hat mich Mutti angerufen, worüber ich mich sehr gefreut habe, auch wenn man an Telefon weniger mitteilen kann als in Briefen. Montag war ich dann mit Eva, einer Klassenkameradin (was ein schrecklich deutsches Wort, classmate klingt viel besser) aus Schweden, in der Kunst Galerie von NSW - für mich zum 2. Mal. Ich fand es wieder faszinierend, aber Eva war nicht soo begeistert - Kunst Galerien sind halt nicht jedermanns Geschmack. Diesen Abend bin ich sehr früh zu Bett gegangen, da am nächsten Tag (5.12.) das Interview (Teil des FCE) dran war. Zum Interview wurden wir in Paare eingeteilt. Ich war zusammen mit Bernhard aus der Schweiz. Um 9.25 Uhr waren wir an der Reihe. Der Interviewer, ein Lehrer von einer anderen Schule, fragte uns erst etwas über unser Heimatland und dann mußten wir ein Foto (von 3 zur Auswahl stehenden) beschreiben. Also was machen die Leute auf dem Foto, was für Kleidung tragen sie usw. Als nächstes bekamen wir einen kurzen Text und mußten diesen zuordnen und sagen, wo er hingehört: z.B. dieses ist gesprochenes Englisch, dieses könnte in einem Reiseführer stehen o.s.ä. Als letztes mußten wir kurz ein Thema andiskutieren. Das ganze dauerte nicht mehr als 20 min und war nicht weiter kompliziert.

An diesem Nachmittag ging ich auch das erste mal zur Bibliothek. Als erstes zur Staatlichen Bibliothek von NSW. Das ich ein ganzer Bibliothekskomplex. Sehr modern und fast unergründlich. Leider kann man die Bücher von dort nicht mit nach hause nehmen, also werde ich wenn ich einen Roman lesen will, Tage und Wochen dort verbringen. Ich begann dann auch meine Liebligsstory »Kassandra« von Christa Wolf in Englisch zu lesen. Nach meinem SPINS bin ich noch zur Stadtbibliothek gegangen und dort Mitglied geworden. Zwar gibt es dort nicht ganz soo viele Bücher, aber diese kann man wenigstens mit nach hause nehmen. So lieh ich mir »A Model Childhood« (»Kindheitsmuster«) von Christa Wolf - natürlich in Englisch - aus. Aber ersteinmal mußte ich The Pictures of Dorian Gray« zu ende lesen. Auch wenn ich noch nicht jedes Wort verstehe, reicht es doch um den Sinn zu erfassen. Und meinem Können in Englisch hilft es auf jeden Fall. Aber spät war es wieder nicht, als ich schlafen ging, denn heute war ja wieder ein Teil des FCE zu meistern - der Hör - Test. Also das ist kein Hörtest, ob deine Ohren noch OK sind, es wird geprüft, ob du fähig bist Englisch zu verstehen. Zu diesem Test, das ist eine der Regeln des Cambridge Examens, mußten wir zu einer anderen Sprachschule gehen. Dort bekamen wir Fragebögen und eine Kassette vorgespielt. So mußten wir, in dem wir Gesprächen, Mitschnitten von Radioprogrammen oder Telefonaten lauschten viele Fragen beantworten. Aber ich hatte noch nie riesige Schwierigkeiten mit diesem Typ von Fragen. (Oh je, jetzt kann ich nicht einmal mehr schöne deutsche Sätze machen.)

Der nächste Tag hatte eine ganz tolle Überraschung für mich auf Lager. Ich bekam ein Weihnachtsgeschenk geschickt. Also da habe ich mich wirklich riesig gefreut. Es ist das Buch "Das Lächeln am Ende der Leiter" von Henry Miller. Ich habe, da es nur eine kurze Story ist gleich das ganze Buch durchgelesen. Freitag (8.12.95) habe ich dann eine Sydney Opera House Tour mitgemacht. Also das Opera House ist wirklich interessant. Ansonsten war bis Dienstag den 12. Dezember 1995 nichts besonderes mehr los. Außer, daß ich am Samstag ein kleines Zelt gekauft habe, was ich aber am Montag noch einmal umtauschen mußte, da das erste ein Loch im Boden hatte. Und am Sonntag habe ich mich dann etwas krank gefühlt, aber mit einer ASS 300 und viel Schlaf habe ich diese "Krankheit" an einem Tag ausgestanden. Und dann war er da der Dienstag der 12.12.1995 - ein ganz entscheidender Tag. An diesem Tag hatte ich den schriftlichen Teil meines First Certificate of English Exams und damit auch den schwierigsten Teil. Den ganzen Tag hatten wir wieder im Masonic Centre mit so um die 200 Studenten Examen. Es begann um 9 Uhr mit Reading Comprehension (Texte lesen Fragen dazu beantworten), dann um 11 Uhr Composition (schreibe 2 Aufsätze jeder um die 180 Worte) und last but not least um 13.30 Uhr Use of English (vervollständigen eines Lückentextes, umformulieren von Sätzen usw.). Um halb vier waren wir dann fertig. Und nun können wir ersteinmal vergessen, daß wir ein Examen hatten, denn erst Ende Februar oder Anfange März bekommen wir die Ergebnisse. Weil ja schließlich erst alle Unterlagen nach Cambridge (England) - schließlich heißt das ganze ja Cambridge Exam - gehen müssen, und dort zusammen mit den Ergebnissen aus aller Welt ausgewertet werden. Aber trotzdem - oder gerade deshalb - hatten wir diesen Abend eine nette "FCE - Exam - Finished Party" im Bondi Hotel. Dort kann man rohes Fleisch kaufen und es sich selbst grillen. So kam ich dazu das erstemal Känguruhfleisch zu essen - selbst gegrillt. Es schmeckt gut - wie Fleisch halt schmeckt, also nicht sehr besonders. Aber als richtiger Tourie muß man es halt mal gemacht haben. Die Aussies selbst essen es nicht soo oft - aber die Touries brauchen halt immer etwas besonderes. Den ganzen Abend waren wir in diesem Pub und hatten eine gute Zeit. Nur mit dem nach Hause kommen war es in der Nacht etwas kompliziert - Nachtbus und 30 min Nachtwanderung. Aber um 3 Uhr war dann doch endlich im Bett. Und am nächsten Morgen so richtig schön müde. Aber da wir nur ein sehr lustiges Video sahen war das nicht soo schlimm - nur bis zum Nachmittag mußte ich wieder richtig munter sein. Diesen Nachmittag gab es die "EF Xmas Summer Collection" (EF Weihnachts-Sommer-Kollektion). Dieses ist ein Theaterstück, das von einigen Studenten während des letzten Monats erarbeitet und nun aufgeführt wurde. Und es war toll. Sooo toll, daß ich am Abend zu der Gastfamilienvorstellung auch noch mal ging. Und am Abend gab es sogar noch Sekt. Nach dem Stück haben wir - einige Studenten und Lehrer, die meisten Gasteltern waren gleich gegangen - noch erzählt und Sekt getrunken. Es war ja genug da. Als die anderen zu einem Pub wechseln wollten, bin ich nach Hause gefahren. Von etwas wenig Schlaf in der Nach zuvor (ca. 3½ h) und etwas viel Sekt an diesem Abend war ich so richtig schön müde. Und heute (14.12.95) haben wieder nur Video gesehen (allerdings ein absolut miserables, meiner Meinung nach) und ich habe mal wieder ein Film zu Entwickeln gehabt - jetzt schon der sechste. Außerdem muß ich heute meine Sachen für meinen "Weihnachtsausflug" zusammen suchen, weil übermorgen Früh geht es ja schon los.

Nun will ich nur noch kurz meinen Reisebericht fortsetzen bis zu dem Punkt, an dem ich zu Bett gehe, um am nächsten Morgen zu meinem großen Xmas Trip zu starten. Was habe ich heute also gemacht? In unserer einen Unterrichtsstunde am Freitag habe wir Puddy besucht. Puddy ist die 12,4m hohe Skulpture eines kleinen Hundes, die in Front des Museums der Zeitgenössischen Kunst steht. Er ist ganz und gar mit Blumen bepflanzt, und somit der komischste Blumengarten. Nach der Lesung über Weihnachten in Australien, bei der wir mir einigen Lehrern Weihnachtslieder sangen, habe ich zu Hause ersteinmal etwas geschlafen. Und dann war mein Rucksack dran. Er ist auf ca. 13 kg gekommen, aber das ist ja wirklich nicht viel, wenn man ein Zelt, einen Schlafsack usw. mit sich herum schleppen will. Zum Nachtisch des heutigen Dinners gab es dann traditionellen Weihnachtspudding. Das ist ein sehr kräftiger Pudding mit vielen Rosinen / Korinten und Rum. Zuguter letzt habe ich heute auch noch mit Mutti telefoniert und werde nun gleich zu Bett gehen, damit ich morgen Früh, ich muß ja schon Halb sechs aufstehen, auch ausgeschlafen bin.