1. Der Hinflug

Nach der Verabschiedung von Mutti, am 18. September 1995, auf dem Hamburger Flughafen, ging ich zum Flugsteig und wartete darauf, daß ich mich einchecken konnte. Ich mußte nicht lange warten. Der Flug von Hamburg nach Frankfurt war alles andere als voll. Ich hatte einen Fensterplatz, und auch die Plätze neben mir waren frei. Pünktlich starteten wir bei schönstem Wetter. Der Flug war phantastisch. Man konnte die ganze Zeit den Erdboden sehen, auch wenn er manchmal von einem leichten Wolkenschleier verdeckt war. Nur war er viel zu kurz. Aber es sollte ja noch ein längerer kommen - dieser war nur ein Vorgeschmack.

Schon beim einparken in Frankfurt sah ich die Boing 767, die auf den Abflug nach Bangkok und weiter nach Sydney vorbereitet wurde, und war enttäuscht. Ich hatte gehofft, daß es ein Jumbo Jet sei und nun ahnte ich, daß ich wohl im Gang sitzen würde. Aber ersteinmal mußte ich ewigweit laufen um zum Zugang zu gelangen. Natürlich mußte ich auch durch den Sicherheitscheck. Doch während ich in Hamburg noch mein Notebook auspacken und einschalten mußte (Es könnte ja eine Bombe sein.), interessierte das beim Flug nach Sydney nicht sonderlich. Nach dem Check in traf ich auch schon die ersten EFler. Ein Mädel kannte ich schon vom Informationstreffen in Berlin, die anderen kamen u.a. auch der Schweiz und Frankreich. Es waren recht viele, wenn man sich genauer umsah. Dazu hatte ich dann auch sehr, sehr viel Zeit, da sich der Abflug um über 2h verzögerte. Wie der Käpten später erklärte, war die Zeit zwischen Landung und Rückflug nach Sydney zu kurz um alle Wartungsarbeiten zu beenden, so mußte das rechte Triebwerk halt noch durchgesehen werden. Aber wir flogen doch noch ab. Auch wenn ich nicht meinen Traumplatz (am Fenster) habe, bin ich doch zufrieden. Ich sitze in der Mitte am Gang. Es ist zwar recht unruhig, weil immerzu irgendwer vorbei rennt, aber ich habe wenigstens auf einer Seite Platz. Es ist jetzt in Deutschland 21.45 Uhr. Wir fliegen gerade mit 900 km/h in 8800 m Höhe über dem Iran, und es ist tiefste Nacht. Gerade haben wir eine Gewitterfront hinter uns gelassen, in die der Flieger nach dem Abendessen kam. Es gab Warmes (Hühnerbrust mit Gemüse und Kartoffelbrei) und Kaltes (Käse und Lachs). Aber auch im Flughafen - sowohl in Hamburg als auch in Frankfurt gab es reichlich zu essen und zu trinken. Auch ansonsten fehlt es bis auf Platz an keinen Annehmlichkeiten: Verschiedene Musikprogramme und Bordfernseher stehen zur Zerstreuung parat. Sogar die notwendigen Kopfhörer bekommt man geliehen. Auf den Fernsehschirmen wird immer über Flugposition usw. informiert. Später sollen auch noch Filme gezeigt werden.

Man hat gar nicht das Gefühl sich unfaßbar schnell in unvorstellbarer Höhe dahinzubewegen. Es ist eher wie U-Bahn fahren. Draußen ist es stockdunkel und es ruckelt manchmal und ist insgesamt recht laut. Soweit der erste Abschnitt meines Berichtes. Wir lassen Teran gerade links liegen und werden so, bis zur Landung in Bangkok noch ca 6 ¾ h, weiterfliegen. Wir sind Heute schon an München, dem Balaton und Budapest vorbei geflogen, und auch wenn ich der Computergrafik auf dem Fernsehschirm traue, kann ich es nicht so recht glauben. Auch sind wir - auf der Karte waren Zagrep, Belgrad und Sarajevo eingezeichnet - an Jugoslawien vorbei und über Kurdistan hinweg geflogen, und mir wurde doch etwas anders.

Mittlerweile bin ich wieder leidlich wach, nachdem ich etwas geschlafen hatte. Aber nie lange, weil irgendein Fuß oder Arm immer einschlief. Wir sind jetzt nur noch 4h von Sydney entfernt (es ist 10.45 Uhr MEZ). Da wir noch immer fast 2h Verspätung haben, werden wir erst nach 22 Uhr Ortszeit in Sydney landen. Der Flug geht jetzt also - von Frankfurt aus gerechnet in die 18. Stunde und wird doch recht lang. Oder um einen anderen Reisenden sinngemäß zu zitieren: Bei intergalaktischen Reisen ist die Fahrzeit das absolut ätzendste. (Ford Perfekt in "Per Anhalter durch die Galaxis") Aber trotzdem macht mir das rumgefliege viel Spaß. Leider sind wir sehr viel im Dunkeln geflogen, und wenn es schon Hell war - zwischen der Überquerung vom Golf der Bengalen und dem Überfliegen der Australischen Küste - war meist der Himmel voller Wolken. So tat es mir wenigstens nicht ganz so doll um den Fensterplatz leid.

Bangkok haben wir nun schon weit hinter uns gelassen, aber es war auch nicht sonderlich beeindruckend, da ich nur im Anflug etwas davon sah. Die halbe Stunde die das Flugzeug zum Auftanken brauchte, haben wir im Transitraum (mit Klimaanlage) verbracht. So haben wir von den 31ºC und der drückenden Hitze fast nichts mitbekommen. Die Verpflegung hier an Bord ist gut und sehr reichlich, wenn man bedenkt, daß man sich so gut wie gar nicht bewegen kann. Die Stewardessen tun mir aber wirklich leid. Sie müssen die ganze Zeit irgend etwas vorbereiten und sind nur am rennen - und das in den engen Gängen. Beenden will ich den Bericht von dem Flug mit der Vervollständigung der überflogenen Orte: Burnei, Bali und ganz Australien (z.B. Alice Sprigs).